Ein deutscher (Un-)Wert ist, wenn man denn denen, die sich für so superdeutsch halten, Glauben schenken will, dass wir Deutschen „niemanden und nichts, der/das anders ist, neben uns dulden sollten“ – Intoleranz mit anderen Worten.
Die ARD hat hierzu eine Themenwoche ausgerufen.
Beim NDR kann man sich dazu auch gern einem Selbst-Test stellen.
Und? Euer Ergebnis?
Hier meines, da muss ich mich (noch) nicht für schämen …
Ihre Toleranz ist situationsabhängig.
Es gibt Dinge, die lassen Sie laufen, aber Sie beziehen auch Stellung, wenn Ihnen etwas gegen den Strich geht, und das ist auch gut so. Sie sind nicht zwanghaft liberal, aber auch nicht übertrieben engstirnig. So lernen Sie ständig dazu. Das ist manchmal anstrengend, beweist aber Ihre Offenheit für Neues. Vergessen Sie dabei nicht, auch ruhig mal auf Ihr Bauchgefühl zu hören, wenn sich keine klare rationale Entscheidung anbietet.
Und damit hätte ich nicht gerechnet – ich dachte, so typisch deutsch, wie ich in meinen negativen Eigenschaften bin, dass ich schlechter abschneide. Aber ich weiß nicht, wie nah ich am „Mann, neben Ihrem Ego hat ja keiner mehr Platz“-Ergebnis noch vorbeigeschlittert bin.
Manches Bauchgefühl muss man wirklich hinterfragen, um da nicht reinzuschlittern. Eines meiner größten Probleme ist ein Kleidungsstück. Ja, Ihr ahnt es – die religiösen Kopfputze muslimischer (aber auch mancher hinduistischer!) Frauen. Bei den Iranerinen, die in aller Regel nur einen Schal locker überlegen (wenn sie nicht im Iran sind, heißt das, wo man sie zum Tragen eines Niqab zwingt), finde ich es sehr charmant und im Winter mache ich es ähnlich. Bei Burkas und Niqabs, die hier im Westen getragen werden, hört es für mich auf – Tarnkappen zu tragen finde ich nicht in Ordnung – zumal man hier mehr auffällt, wenn man sich damit visuell ausgrenzt.
Noch schlimmer aber finde ich die ach so religiös Verhüllten (die damit ja umgehen wollen, Männer visuell anzusprechen), wenn sie DANN wieder, völlig unlogisch, Skinny Jeans und Make-Up tragen. Wenn ich Männer nicht ansprechen will, sollte ich wissen, dass in dieser Kultur, in der wir uns hier bewegen, enganliegende Kleidung eher als sexy betrachtet wird als ein zur Schau gestelltes Haupthaar. Und Make-Up … don’t get me started on that …
Nichts destotrotz – ICH WILL AUCH NICHT, dass IRGENDJEMAND mir VORSCHREIBT, irgendetwas Bestimmtes zu tragen, oder nicht zu tragen – und wenn ich im Sommer mit langen Hosen herumlaufe, dann ist das MEIN Ding. Warum sollte ich also ein Mitspracherecht darüber haben, wie andere Leute herumlaufen?
Das gilt auch für dicke Leute, die sich in Sachen zwängen, die ihnen zu klein sind (ICH kaufe mir die richtigen Größen – meistens …), es gilt für Leute aller Statur, die Klamotten tragen, die ihrem Alter einfach nicht mehr entsprechen (sorry, Frauen im mittleren Alter in Mickiy-Maus-Shirts) und es gilt für deutlich über 80jährige Damen, die mehr Falten haben als ein Chinesischer Faltenhundwelpe und die sich die Haare pechschwarz färben – ich mag den einen oder anderen Anblick erheiternd finden, aber es ist „not my effing business“.
Toleranz heißt nicht, dass ich alles TOLL finden muss – es heißt, dass ich damit leben muss und auch mal auf meine Zunge beisse, weil ich einfach kein RECHT habe, gehört zu werden.
Hier in der Straße wird ein Flüchtlingsheim entstehen. Nicht weit von mir. Vierstöckig. Die Flüchtlingszahlen sind hoch, die Stadt Hannover muss viele Flüchtlinge aufnehmen. Die Leute werden weder meine Sprache sprechen noch werden die meisten von ihnen sich kleiden, wie man sich hier nun mal so kleidet. Viele von ihnen werden weder atheistisch noch christlich geprägt sein.
Und? Es ist eine verdammte Pflicht aus der Geschichte dieses Landes heraus, dass WIR, die WIR als Gemeinwesen für soviele Flüchtlinge ab 1933 gesorgt haben, nun, wo wir besser dastehen, welche aufnehmen. Und aufnehmen heißt, wir lassen sie BEI UNS und auch MIT UNS wohnen.
Wenn dieser Staat weiterhin dieselben Fehler macht, die in den 1960ern bei den „Gast“-Arbeitern gemacht wurden (Ghetto-Entstehung, Ausgrenzung, Desinteresse), werden wir uns ein Problem selber machen, das wir vermeiden können. Denn Ausgrenzung, das ist ein Spiel, das zwei spielen können. Wir können die „Anderen“ ausgrenzen, SIE UNS ABER AUCH. Und wie wollen wir sie dann erreichen, wenn es uns auf einmal nötig erscheint??
Siehe auch unsere Deutschen mit russischer/kasachischer/ukrainischer etc. Herkunft: Wenn wir da als Gemeinschaft intolerant sind, ausgrenzen, sie auf sich und ihre Familien und Freunde beschränken, entstehen gefährliche Parallelgesellschaften – wir sollten sie nicht russischer Propaganda a la RT überlassen.
Schöne Kommentare aus dem Internet (könnte Failblog gewesen sein:)
Ein Mädel bezog sich auf das biblische Verbot von Homosexualität und nahm das als Grund, warum die Ehe zwischen Menschen gleichen Geschlechts verboten werden sollte.
Da antwortete ihr ein Bekannter: Irgendwo in Deuteronomicus steht auch, wenn eine Frau in der Hochzeitsnacht keine Jungfrau mehr sei, sei sie zu töten. Und wenn er sich an ihre gemeinsame High-School-Zeit richtig erinnere, hätte sie dann ein Problem.
Ihre Antwort war sehr aussagekräftig: I hate you.
Ja, wie sagt das Netz so schön: Haters gonna hate. Sie hat nicht nur dort ein Hassproblem. Und sie war nicht mal Deutsche 😉