Mein erst sechstes Buch dieses Jahr:
The Lion in the Living Room
Ein Sachbuch über Hauskatzen und wie sie die Welt eroberten
Ms Tucker, selber Katzenbesitzerin, hat sich sehr darum bemüht, die Gegenargumente darzustellen.
Sie zweifelt u.a. an, dass Katzen unser Nagetierproblem wesentlich beeinflussen, dass Katzen gesundheitsfördernd seien oder dass Katzen wie Hunde als Nutztiere ausgebildet werden können. Sie legt in neun Kapitel auf knapp 190 Seiten auch dar, wie Katzen auf Inseln, die vor den Katzen keine echten Raubtiere kannten, für die Ausrottung ganzer Arten verantwortlich sind.
Für jedes ihrer vorgebrachten Anti-Katzen-Argumente habe ich ein Gegenargument, möchte aber jetzt kein eigenes Buch darüber schreiben.
Katzen sind Mäusejäger. Sie als ineffektiv bei der Rattenbekämpfung darzustellen, ist daher unredlich. Die normale Hauskatze hat eine ausgewachsene Ratte nicht im Beuteschema. Aus genau diesem Grund sieht man auch die wenigsten Katzen ausgewachsene Tauben jagen oder sich an Krähen gütlich tun … In Ausnahmefällen tötet eine Katze auch mal eine Ratte – meist sind dies nicht kastrierte „Bolzen“ – also echt mächtig gewachsene Kater. Daher nimmt eine Katze auch eher Jungkaninchen als die Alten … Die Jungen sind noch klein genug, die ausgewachsenen Tiere sind nicht nur zu wehrhaft, sie sind auch schlicht und einfach zu groß.
Wie Ms Tucker richtig anmerkt, sind Katzen Solitärjäger. Aber d.h. nicht, dass Katzen nicht soziale Tiere sind. Ihre Bindung an den Menschen ist eine andere als die eines Kindes oder eines Hundes. Sehr richtig beschreibt sie sie auf den letzten Seiten des Buches als „familiar“ – mehr Gefährte als untergeordnete Abhängige.
Die Inselproblematik an sich anerkenne ich – aber Ms Tucker versteigt sich zu der These, dass in stark bevölkerten Gegenden alle Natur insulär sei – d.h. aber doch nicht, dass die Tiere auf Kontinenten keine Erfahrung mit Beutegreifern haben! Auf diesen modernen „Inseln“ gibt es Marder, Füchse, Luchse, Wildkatzen (wenn auch immer seltener) – und neuerdings auch wieder Wölfe. Auf Ms Tucker’s Kontinent (Amerika) gibt es Koyoten … Daher sind diese „Inseln“ nicht mit den Inseln wie Neuseeland vergleichbar!
Und Studien haben belegt, dass der Besitz einer Katze den Blutdruck senkt. Sorry Ms Tucker … Ja, Katzenbesitzer bewegen sich weniger als Hundebesitzer. Aber sie haben gelernt, mit einem Wesen zu leben, das seine ganz eigene Sicht auf die Welt hat, ohne sich ständig bis zum Schlaganfall aufzuregen.
Und Katzen sind als Suchkatzen ausgebildet (wie Schweine übrigens auch), sie sind als Blindenkatze gesichtet worden, sie wirken beruhigend auf Leute mit PTSD (Therapiekatzen) … soviel zu „es gibt keine Nutzkatzen“
Das vorletzte Kapitel ist das Einzige, bei dem ich Ms Tucker zustimme – ja, Katzen züchten ist nicht notwendig – sie erfüllen ihre Aufgabe bereits gut. Und gerade Qualzuchten wie Perser ohne Nase sind mir persönlich ein Dorn im Auge.
Und Kaptel 9 beschäftigt sich mit dem Internetphänomen Katze. Der Ursprung soll beim berüchtigten 4chan-Forum gelegen haben – nichts Genaues weiß man nicht, aber ich halte es für unwahrscheinlich – es sind immer noch deutlich mehr Frauen als Männer Katzenmenschen. Und noch eine gewagte These: Katzen hätten keine Gesichtsausdrücke. Sie hat eine Katze. Wenn sie der Meinung ist, ihre Katze kann keine Stimmungen mit Mimik ausdrücken, hat sie weder ihren Kater noch Katzen an und für sich verstanden.
Katzen kommunizieren wesentlich mehr mit Mimik als mit Miaus oder mit Fauchen. Die Mimik umfasst bei einer Katze die Ohren (die sehr beweglich sind), die Augen, die entspannt halb geschlossen sind, die vor Panik weit aufgerissen mit dunklen – d.h. weit geöffneten Pupillen sindn und die auch mal vertrauensvoll ganz zu bleiben. Ich gebe ihr recht, dass Menschen Katzen vermenschlichen (was die Katze verschlechtert) – aber Katzen sind zu Gefühlen fähig. Es sind nur kätzische Gefühle. Das Gefühl, gestört zu werden, belästigt zu sein – mein Kater hatte das drauf – Augen wieder halb zu, aber nicht entspannt, die Ohren leicht zurück, den Kopf angehoben … eine leichte Anspannung der Muskeln im ganzen Körper. – Man muss solche Zeichen nur sehen.
Ja, eine Katze ist ein Gewohnheitstier – nicht aus Faulheit – sondern weil Gewohnheit Sicherheit bedeutet. „Faul“ – ist kein Adjektiv, dass zu einer Katze passt. Auch wenn die eine oder andere Katze Anstrengungen sparen mag – sie tut das, weil es effektiver ist und Energie spart – eine Maus weniger, die sie fangen muss. Das ist klug, nicht faul.
Alles in allem fand ich das Buch interessant, es hat mich zum Nachdenken gebracht. Daher erfüllt es Aufgabe 6 der Challenge.
(Es hätte auch Aufgabe 20 erfüllt, ein Buch, das von Tod und Krankheit handelt – Toxoplasmose ist u.a. ein Thema – außerdem war es ein geschenktes Buch – Aufgabe 54, aber ich nehme 6)
Nur 3 von 5 Kokosnüssen – aber drei, weil sie sich ernsthaft bemüht hat.