Monatsarchiv: Juni 2020

Neulich im Briefkasten

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Postfund

Eine sehr gute Freundin, die mich richtig gut kennt hat mir zur Aufmunterung diese kleine Kostbarkeit in den Briefkasten gesteckt.

Mal wieder ein Liedtext

Stefanie Heinzmann – Mother’s Heart

Ich versteh die Aussage dahinter, versuch nicht dein Aussehen an die Erwartungen anderer anzupassen. Das ist eine sehr löbliche Aussage.

Aber im nächsten Moment singt Frau Heinzmann:

„Don’t go breaking your mother’s heart“
Uhm … also, Muttis Erwartungen sind ok?
Und ich habe ein Riesenproblem mit „Don’t break your mother’s heart
‚Cause she made you this way“ – das nimmt dem „Kind“ auch später im Leben völlig die Autonomie über den eigenen Körper. Das ist ein „Eigentumsanspruch“ der Mutter, der an Sklaverei grenzt … Ne, ne, liebe Mütter. man muss auch damit leben können, dass Kinder irgendwann nicht mehr Mutti Rechenschaft darüber zu geben haben, was sie mit dem eigenen Körper (Tattoos) oder dem eigenen Haar (Haarschnitt, Haarfarbe) machen. Loslassen!
Nur, weil eine Mutter das Kind im eigenen Körper „gemacht“ hat (also – nicht willentlich – sie hat nix zusammen gesetzt, das funktionierte ganz automatisch), heißt das nicht, sie muss nicht akzeptieren, dass ein Kind irgendwann eine eigenständige Persönlichkeit ist, mit eigenem Geschmack, mit eigenen Werten, mit eigenen Vorstellungen. Sie muss nicht alles lieben, was dabei herum kommt, aber sie muss akzeptieren, dass es so ist. Es muss ihr nicht gefallen – es ist nicht ihr Kopf, ihr Körper, ihr Gesicht.
Ich rege mich jedesmal über den Liedtext auf, wenn dieses Lied im Radio läuft. Mütter werden es dagegen wahrscheinlich lieben … man gut, dass ich nicht auf Momsnet unterwegs bin.

Buch 08 in 2020

Chandler zum zweiten – „Die kleine Schwester“. Sehr deutlich kommt hier Chandlers reduzierter Stil heraus (im Gegensatz zum blumigen Stil eines Autors, den ich parallel lese, nicht etwa aus dem 19. Jahrhundert, sondern von 1938).

 

Eine junge Dame aus der Provinz sucht ihren Bruder. Sie hat nicht das Geld, aber Marlowe fängt trotzdem an, zu ermitteln. Er merkt ziemlich schnell, dass nicht alles so provinziell unschuldig ist und am Ende stellt sich heraus, dass nicht die Schwester der jungen Dame das schwarze Schaf der Familie ist – sondern das weiße in einer Herde schwarzer.

Mein Lieblingsstelle war die, in der Chandler die Vergiftungserscheinungen beschreibt, nachdem Marlowe von einem Arzt eine Zigarette akzeptierte.

Auch hier hat Marlowe sein übliches Frauenbild – aber es war dieses Mal gut in der Handlung versteckt, was beim letzten Roman nicht möglich war, da es wenig Handlung gab. Und Marlowe’s Polizeibild – also – es passt leider zum Polizeibild, das sich momentan in den US zeigt.

Würde ich Die Kleine Schwester empfehlen? Ja.

Fünf Kokosnüsse von fünf.