Das Leben ist zu kurz für später von Alexandra Reinwarth
Wie würde man seine Prioritäten im Leben setzen, wenn man wüsste, dass das Leben nur noch 365 Tage dauert? Frau Reinwarth hat es für sich* ausprobiert. Sie setzte einen fiktiven Todestag in einem Jahr fest und beschloss, bis dahin so zu leben, als wenn sie wirklich an diesem Tag sterben würde.
*also, rein als Gedankenexperiment – und es sind natürlich IHRE Prioritäten, nicht jeder Mensch würde das Gleiche entscheiden
Das führte zu: Mehr Kontakt zu Menschen, die ihr etwas bedeuten. Weniger Toleranz für Dummheit und Geschwätzigkeit. Weniger Bereitschaft, sich auf die Zunge zu beißen „um des lieben Friedens willen“. Mehr Mut, auf die eigenen Wünsche zu hören (ohne dabei die Vernunft völlig zu ignorieren!) Sie berichtete dabei oft von einem Domino-Effekt – wenn SIE erstmal damit anfing, waren ihre Freunde gerne dazu bereit, sich auch darauf einzulassen – z.B. auf mehr Verletzlichkeit.
Das ganze wurde mit Humor geschildert und immer wieder die persönliche Perspektive betont. Denn nicht alle sind glücklich damit, zu riskieren sich unbeliebt zu machen.
Habe ich etwas davon mitgenommen? Ja, ich muss heute leben, ob es ein Morgen gibt, weiß ich nicht. Ich gehe zwar davon aus, aber „man weiß et nich“ … Bus, brummel, brummel, Straßenüberquerung, brummel, brummel oder Treppen an der U-Bahnstation, brummel, brummel, Fehltritt, brummel, brummel …
Ich will auch nicht wie die Mutter der Autorin meine Reisepläne immer nach hinten verschieben, nur um irgendwann festzustellen, dass mein Körper nicht mehr mitspielt und ich nicht mehr reisen kann. Wegen Covid mussten wir jetzt, aber wenn es wieder geht, wird Japan wieder gebucht!
Eine volle 5 Kokosnuss-Bewertung kann ich doch nicht abgeben, bleiben wir also bei 4. Denn da gab es einige Merkwürdigkeiten:
Ihr Lebensgefährte (der L) ist in einer Bar tätig – aber verbringt die Abende mit ihr vor dem Fernseher … uhm – ja, klar, wer in einer Bar arbeitet, hat Arbeitszeiten, die einen gemütlichen Fernsehabend unterstützen … schon klar …
Sie lebt in Spanien, aber beschreibt, dass sie nur ein paar Autostunden von der Mutter entfernt wohnt. Die Bed&Breakfast-Pension wird dann aber wieder in Spanien eröffnet … ja, klar. Passt nicht. Auch die Freunde – es liest sich so, als würden die alle in Deutschland wohnen, aber sie wohnt schon länger nicht in Deutschland ..
Also – wieviel sie da wirklich so erlebt hat, und wieso es keine nennenswerten Rückschläge gab, das bleibt ihr Geheimnis.
Es liest sich nett, aber es ist sicher kein Buch, aufgrund dessen ich nun mein Leben komplett umkrempeln würde.