Monatsarchiv: Juli 2014

Besuch

So stand es also gesagt, am Telefon, dass da kommen würde Besuch, hier zu Hannover, und es machte sich auf eine liebe Verwandte, mit dem Fernbus zu kommen, ohne Zählung in eine Stadt, in der sie nicht geboren wurde.

Und als da kam der heißeste Tag des Jahres, kam sie an die Bushaltestelle vor dem Bahnhof, wo der verstorbene Landesfürst immer noch von seinem treuen Volk in Eisen gegossen reitet. Und ganz ohne Esel und Reittier kam sie.

Was aber macht man, wenn das Quecksilber im Thermometer nahezu verdunstet und die Schwüle die Schwalben zu Fußgängern macht?

Einkaufen. Lebensmittel. Vor allem Frisches, Kühles, Flüssiges.

Und dann? Hinlegen und trocknen. Nur nicht bewegen. Nicht mal zur Eisdiele. Denken ist schon anstrengend. Und die Stubentiger mussten ja noch gezähmt werden. Dieses mal hat sich sogar der Kater sozial gezeigt. Wie man aber dann getrocknet war, wurde es nass – nämlich vom Himmel kam eine Flut, die die Wege unpassierbar machte. Also weitermachen mit dem Nichtstun, von dem man sowieso nicht weiß, wann man damit fertig ist. Und weil es der 24. war, hörte man fein die Glocke(n) klingeln …

Und am näxten Tag – silbertönte es wieder. Im Flur trappte auf und ab ein komischer Gesell, der schwere Lasten schleppte, mit weißem Haar und Bart. Jede Bewegung war ein feines Glockenklingeln zu hören.

Ich hab den komischen Kauz gebeten, nachdem ich über eine Stunde nur noch Klingeln im Ohr hatte, doch bitte die Glocke abzunehmen und bekam zur Antwort, das würde er erst dann machen, wenn er ins Grab fiele. Ich war versucht, aber ich bin ja zu gut erzogen – und mein Besuch war ohnehin zu sensibel.

Seitdem haben „Jingle Bells“, „Süßer die Glocken nie klingen“ und „Kling, Glöckchen, klingeling“ einen völlig anderen Klang.

Mit meinem geplanten Besuch bin ich dann einen Tag später vor dem jahreszeitlich etwas verirrten Lastenträger geflohen.

Und sie kamen die Fische in den Aquarien zu sehen, wie sie da ruhten im Sand und schwammen an den Scheiben. So ein Aquarienbesuch ist ja sehr entspannend – auch wenn größere Haie sicher mehr Befriedigung geliefert hätten … wenn ich an Glöckchen dachte.

Anschließend flohen wir vor den Glocken noch durch die Hitze des Botanischen Gartens, ganz ohne Lasttier – und ruhten an einem stillen, moorigen Weiher, wo wir winzige schwarze Wasserhühner piepsen hörten und manchmal auch durch’s Schilf sahen. Auf dem Rückweg kamen wir noch an den unhimmlischen Heerscharen der geduldigen Abendkassennutzer des Kleinen Fests vorbei – und fragten uns, wer von ihnen wohl an den Torwächtern des Paradieses vorbeikam …

Heute dann stellte sich der sonst so zuverlässige Bus zurück in die Heimat als doch entsprechend benannt heraus – FlixBus – heute wie verflixt nochmal. Es stand ein Bus an der Station: Das war der in die falsche Richtung. Es kam ein Ersatz-Flix-Bus – der nur bis Osnabrück wollte, aber das ersehnte Ziel im Fenster führte. Und es kam ein Flix-Bus, der behauptete, er sei nicht der Bus um 18:55 – sondern der um 19:15 Uhr …

So musste eine Alternative gefunden werden – glücklicherweise bedienen mehr Anbieter die Strecke. Und das „Help-Desk“ behauptete noch, der Bus sei „pünktlich losgefahren“ …

Da braut sich das nächste Gewitter zusammen. Aber wenn es Alternativen gibt, muss man diesen verflixten Anbieter ja nicht mehr wählen!

Kleines Fest 2014

Hier nun also ein Bericht über das Kleine Fest 2014, wie ich es erlebt habe.

Ankunft am Garten für einen guten Platz in der Warteschlange – ca. 14 Uhr 30. Vor mir etwa 20 Leute, vielleicht auch nur 15. Gut zu beobachten, immer mehr Leute schleppen kleine, faltbare Hocker mit. Gut für die Wartezeit, gut aber auch später im Garten, wo es immer zu wenig Sitzplätze gibt.

Kassenöffnung 17 Uhr (angesagt war 17 Uhr 15).

Und es gibt doch tatsächlich Leute, die meinen, sie könnten eine Schlange von inzwischen ca. 150 Leuten ignorieren und mal eben vorneweg Karten kaufen … Aber weder die Dame an der Abendkasse im Wagen noch der Herr vom „Ordnungsdienst“ ließen dies durchgehen – sonst hätte die friedliche Hannover-Vorabendstimmung vielleicht auch in Lynch-Mob umgeschlagen. Dreist kommt halt nicht überall weit und es gibt noch Gerechtigkeit auf dieser Welt. Wenn viele betagtere Mitmenschen sich der Mühe unterziehen, stundenlang für Karten anzustehen oder zu sitzen (vor mir stand eine Dame, Alter ca. 70 – aber ich kann schlecht schätzen, über Stunden ehe eine Bekannte/Angehörige mit Hocker kam), dann war es diesem Individuum doch sicher auch möglich, sich entsprechend vorzubereiten und ein paar Stunden aufzubringen.  Er hätte sich ja einfach nur zu der Zeit hinten anstellen müssen und vermutlich noch ein Ticket erhalten, bzw. zwei.

Meine Freunde kamen jedenfalls pünktlich, der eine schon kurz nach 15 Uhr, die andere Viertel vor Kassenöffnung.  Und Nein, ich finde es nicht schlimm, wenn jemand für ein paar Leute mit ansteht, vor mir kamen ja auch immer wieder weitere Leute dazu. Hat ja nicht jeder Zeit. Aber keine Zeit zu haben und auch niemanden zu kennen, der Zeit hat, und dann nicht mal ans Ende der Schlange zu gehen …

Jedenfalls gab es dann um ca. 17 Uhr 30 die Gartenöffnung, die Begrüßung durch die Stelzenläuferinnen (heute mal als spanisch anmutende Ballerinas unterwegs – sehr hübsch das Detail der Spitzentanzschuhe unten an den Stelzen) und Panama Red  hat wieder die „Tischmusik“ für das Picknick geliefert. Luxus pur – ein gut gepflegter Garten, ein paar Freunde, gute Musik im Hintergrund, Essen und Trinken bei ca. 27 ° C (und wir saßen im Schatten) und Zeit zum Planen des Abends.

Ein paar bekannte Stimmen und Gesichter waren dann schon bei der Begrüßung dabei: Unter anderem die weibliche japanische Version von Dieter Thomas Heck (oder wie ein Freund anmerkte: „Eine Mischung aus Speed und Helium“). Leider kein Video mit ihr auffindbar, wo sie auch noch schnell spricht … Aber wer die Show sehen will – Witty Look – you tube – sollte auffindbar sein.

Unsere erste Show an diesem Abend gestern war auch Comedy-Akrobatik – 15feet6 – Stangentänzer … naja – nackte Haut gab es auch zu sehen – aber es war doch eher komisch als erotisch. Und die „Abstürze“, die aus der Höhe immer kontrolliert kurz vor dem Aufprall endeten, zeigten eben auch viel Akrobatik. Nur das französische Gedicht – meine beiden Begleiter verstanden mehr als ich – aber es ging um eine schöne Feier (Achtung – Ironie)  … das Wort boum – oder war es BOOM? – kam öfter vor.

Die anderen Beiträge erscheinen jetzt nicht unbedingt in der Reihenfolge, in der wir sie gesehen haben:

Sid Bowfin – Geiger mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Den Humor muss man mögen – wir waren unterbegeistert.

Sehr poetisch dagegen Dinh&Anh – ein vietnamesisches Akrobatikduo, Poesie gelingt auch ganz ohne Worte. Eine Mischung aus Beinah-Ballet – und Akrobatik. Sehr passend für die Atmosphäre dieses Gartens!

Aus Berlin kamen die 5 Jungs des Glasblassingquintetts – Flaschenmusik mit musikalischen Flaschen. Also – ICH rede von den Instrumenten. Die Herren waren da etwas weniger zimperlich. Man kann also nicht nur in Flaschen hineinblasen, oder drauf rumklöppeln – man kann sie auch ploppen lassen – in verschiedenen Tonhöhen! Sehr, sehr luschdich – und sehr, sehr geschickt. Eines meiner Highlights. Es war auch SEHR SEHR VOLL an dieser Bühne.

Musik war auch beim nächsten Act dabei – Nr. Heinz Hits mit Heinz Gröning. Die Gags nicht stubenrein, die Musik solide aber nicht herausragend, war die Kombination aus beidem doch sehr unterhaltsam.

Helge und das Udo war ein Nord-Süd-Act – der plattdeutsch-rappende Helge und der sehr lustige Tierimitator aus dem Schwabenland.

Wall Street Theater – eine Comedy-Akrobatik-Truppe aus Deutschland, die auf very british macht! Leider machte ich während dieses Acts Bekanntschaft mit der äußerst sparsamen Verteilung der Toilettenwagen … so habe ich den Act versäumt. Aber der Menge der Zuschauer zu Folge und meinen Freunden waren sie gut wie damals, als ich sie zum erstenmal sah – beim Kleinen Fest.

Und zum Schluss gab es dann Kelvin Kalvus (auch aus Deutschland). Kugel-Jonglage – poetisch, esoterisch angehaucht, aber leider auch mit zwei Aus-Fällen …

Das Feuerwerk habe ich mir aus gesundheitlichen Gründen geschenkt – die hohe Luftfeuchtigkeit hat mich so in Schweiß gebracht, dass ich die kühlen Nachttemperaturen nicht noch eine Stunde abwarten wollte .. So bekam ich wenigstens noch meinen regulären Bus vorm Bahnhof! Ich war nicht die einzige, die auf das Feuerwerk verzichtet hat. Es ist schade drum, immer sehenswert, aber man muss seine Grenzen kennen.

 

 

 

Sollte man jedes angefangene Buch auch beenden?

Im Guardian fand ich heute eine Diskussion darüber, ob man wirklich jedes Buch, das man angefangen habe, auch beenden sollte.

Die Argumente dafür lassen sich ungefähr so zusammenfassen:

  • aus Respekt dem Autor gegenüber
  • weil es den eigenen Intellekt fördert, auch mal etwas zu lesen, was einem nicht behagt
  • um eine Zapping-Einstellung zu vermeiden (gerade mit den heutigen E-Books, wo es leicht ist, das Buch zu wechseln)

Die Argumente dagegen:

  • Es gibt zuviele Bücher und zuwenig Zeit, um alle zu lesen
  • Manche Bücher sind einfach nur schlecht, leider findet man das nicht immer vor dem Kauf heraus
  • Ein Buch, das einen langweilt, hat ein Zuende-Lesen nicht verdient.

Ich würde dem letzteren noch hinzufügen:

Ein Buch, das man von einem wohlmeinenden Mitmenschen geschenkt bekommen hat, muss einem selber ja nicht unbedingt zusagen. Mir ging das so mit einem Buch von einem Schweizer Autor, das mir meine ehemalige Mitbewohnerin mitbrachte. Martin Suter, Die dunkle Seite des Mondes. Nicht meine Tasse Tee, wie der Engländer so schön sagt. Warum sollte ich mich quälen mit einem „Helden“, dem ich nix abgewinnen konnte?

Oder ein Buch, das ich mir in England bei einem meiner London-Aufenthalte gekauft habe – ein Science-Fiction, bei dem es um ein merkwürdiges Gerät ging, das im Weltall auftauchte und das nun bei verschiedenen Mächten Haben-Wollen-Gelüste auslöste – und dann wurde die Geschichte so durch verschiedene Zeitebenen gejagt, ohne dass irgendwas passierte, dass ich nach einem Drittel des Buches dem Altpapiergott opferte. Ich liebe skurrile Science-Fiction – aber weitere 500 Seiten zu lesen, nur um nun heraus zu bekommen, was das „Ding“ denn nun war – das war es mir nicht wert.

Ich kann auf jeden Fall ein schlecht geschriebenes, nicht besonders überraschendes 08/15-RomCom-Büchlein leichter zu Ende lesen als ein Buch, das sich einen Spass draus macht, mir jegliche handelnde Person unsympathisch zu machen (JA, ich rede von dir, Games of Thrones). Wahlweise  wird der/die  Lesende auch durch verkünstelte Neusprech-Anwendung (man kann sowas auch übertreiben) oder psychiatrisch relevante Charaktereigenschaften der Hauptfigur (multiple Persönlichkeiten sind fast so schlimm wie Bobby Ewing beim Duschen) verwirrt. Alles für mich ein Grund, ein Buch ganz schnell beiseite zu legen und mir einen solide geschriebenen 08/15-Krimi oder eine RomCom-Geschichte aus meinem Bücherstapel zu ziehen. Meinetwegen auch gerne die 100. Um-Schreibung von Herr der Ringe, (solang es nicht gerade Shannara ist …) – es gibt immer mal wieder solche, die gelungen sind (S. ist dagegen ein wirklich schlechtes Plagiat).

Nun zu den Pros:

Respekt vor dem Autor? Und, hatte er Respekt vor dem Leser, in dem er ein Buch abgeliefert hat, das handwerklich i.O. war und Charaktere beinhaltet hat, mit denen man sich identifizieren konnte? In einer Sprache, die den Leser nicht einfach nur ermüdet? Sie kann ja herausfordernd sein, aber sollte verständlich bleiben.

Intellektuelle Herausforderung durch Bücher, die ich nicht mag? Bin ich denn in der Schule? Ich lese zum Vergnügen – manchmal sogar Klassiker oder sogenannte „Gute Literatur“ – und die manchmal sogar TROTZ Langeweile zu Ende (s. Nachtzug nach Lissabon). Aber ich fühle mich bei Klassikern, die mich nicht ansprechen, eben oft hinters Licht geführt oder übers Ohr gehauen. (Hallo, ich rede von dir Wuthering Heights).

Zapping-Einstellung? Ich sehe kaum noch fern, ich kann stundenlang Zeitung lesen, ich bin in der Lage, auch ermüdenden Erläuterungen über Stunden zu folgen, sogar im Sättigungs-Koma (irgendwann zwischen 13 und 15 Uhr, ohne Koffein-Gabe) – ich denke, manche Sachen darf ich einfach auch mal nur antesten und für schlecht befinden und mir dann etwas suchen, das mir mehr gibt.

Meine Meinung ist daher: Klar kann man Bücher auch nicht zu Ende lesen.

Was macht man mit den Büchern hinterher? Das hatte ich schon mal, hier zusammen gefasst für die nicht beendeten Bücher – wegwerfen (wenn sie so grottig sind, dass sie wirklich keinem anderen Leser zuzumuten sind – Shannara ist so ein Beispiel) oder weggeben an Büchereien (die damit zumindest ihr Budget verbessern, in dem sie sie als Flohmarkt-Bücher in der Bücherei verkaufen – wenn sie nichts für die Ewigkeit sind, aber zu schade zum Wegwerfen). Neuerdings kann man auch mal sehen, ob noch ein Plätzchen im Öffentlichen Bücherschrank vorhanden ist. Oder man spendet sie (Kirchenbasar, Tierheim etc.) Wer möchte, kann auch noch versuchen, nen Euro per E-bay zu erhalten (nicht bei S. versuchen, da muss man drauf zahlen, damit das jemand nimmt).