Monatsarchiv: März 2014

Studenten kotzen auf einem höheren Level

Nachdem ja schon im letzten Beitrag erwähnt wurde, dass eine Jungmänner-WG hier ihren Einstand mit Aus-dem-ersten-Stock-Kotzen feierte (muss sich um Erst-Semester gehandelt haben), hat die so liebevoll, wenn auch grammatikalisch inakkurat angekündigte Examensfeier bewiesen, dass man stets nach Höherem strebt.

Gestern Abend gegen kurz nach 9 trafen unüberhörbar die Gäste ein. Heute Morgen um 3 herum wurde im Hausflur weiter gefeiert. Naja, zumindest stand für längere, alkoholgeschwängerte Abschiede die Wohnungstür nebenan wiederholt offen – so dass ich den Musikgeschmack bewundern konnte – und mein Schlafzimmer hat nicht mal eine Tür zum Wohnungsflur hin … Nach dem Einsetzen von Ohrstöpseln ging das dann wieder. Sogar die Bässe ließen sich so auf ein Level drücken, das an Schlaf wieder zu denken war.

Heute Morgen, um 10 Uhr klingelte dann die Nachbarin aus dem Erdgeschoss bei mir. Ob ich wüsste, wer da gestern gefeiert habe (sie hatte den Zettel in der Hand, wusste aber nicht zuzuordnen). Man hätte vom Balkon auf ihren herunter „gebrochen“ (ältere Damen-Niedlichkeit) und auch ihre dort hängende Wäsche verunreinigt. Ich zeigte auf die Nachbarür und meinte, dort würde sie die Verantwortlichen finden. „Na, da kann ich ja jetzt wohl noch nicht klingeln.“

Und da saß ein kleiner Teufel auf meiner Schulter. „Doch, gerade jetzt!“ Und sie tat es. Wer feiern kann, kann auch die Schäden beseitigen!

Ich bin gespannt, wie die jungen Damen, die über mir eingezogen sind, dies noch TOPPEN wollen. Aus dem dritten Stock strullen?

im Briefkasten

Ich habe gestern aus meinen vielen Werbepost-Sendungen eine Nachricht von der StudentenWG neben mir herausgezogen:

„Liebe Nachbarn,

am Samstag, …., könnte es im 2. Obergeschoss rechts etwas lauter werden, anlässlich eines abgeschlossenen Examens und dem Auszug unserer Mitbewohnerin zum 1. April.

…“

Also, erstmal – Grammarnazi-Alarm – wenn ich anlässlich verwende, folgt immer der Genitiv – auch wenn ich zwei Anlässe habe. Der Wechsel zum Dativ hat so ein wenig Fußnägel-Dauerwellen-Effekt.

Aber viel schlimmer finde ich, dass man hier einen Auszug als Anlass für eine Feier nimmt, muss ja eine „nette“ Mitbewohnerin gewesen sein. Oder sollte ich lieber Taschentücher bereit halten, weil so laut geweint werden wird???

Und wenn ich der Einladung „Sie können uns auch gerne Gesellschaft leisten“ folgen sollte – ist dann ein Cocktailkleid – oder Trauerkleidung angemessen? Mein kleines Schwarzes ist leider noch im Laden. Das würde ja zu beidem passen.

Vielleicht sollte ich aber auch nur eine Kiste mit Whiskey, Champagner und anderem Alkoholischen hinstellen – in der Hoffnung, dass man bald müde wird? Schließlich wohne ich nebenan. Aber hinterher hat das noch den Effekt, den ich vor wenigen Wochen am Briefkasten beobachtet habe – da war unter meinen Füßen der Boden „crunchy“ – weil jemand vom ersten Stock, Treppenabsatz, aus runtergekotzt hat. Das brauche ich nicht nochmal.

Der Examinierten jedenfalls alles Gute! Ich werde auch diese Feier als UN – Unbeteiligte Nachbarin überleben. Hoffe ich.

 

 

 

6 Wochen ohne? Oder lieber MIT?

Montag sprach mich eine Kollegin an, auf was ich denn in der Fastenzeit verzichten möchte.

Dieser Zwang, zu einer Zeit, wenn jeder es tut, auf etwas zu verzichten, nur weil alle es tun, diesem Zwang beuge ich mich nicht. Ich bin, seit ich 11 bin, kein Mitglied in jener christlichen Glaubensgemeinschaft mehr, die früher sogar mal Leute angeklagt hat, weil sie sich diesem Zwang nicht beugten.

Ich listete stattdessen meiner Kollegin auf, auf was ich in meinem Alltag IMMER verzichte. Und ich war nicht mal vollständig. Ich schaue wenig fern – weit entfernt von den drei Stunden täglich, die ein durchschnittlicher Deutscher sieht. Ich habe kein Auto. Ich rauche nicht und mein Schlammpanscher-Experiment um Sylvester hat mich darin bestätigt, dass ich auf Alkohol gut verzichten kann – und es daher auch ohne Fastenzeit tue. Von Sex wollen wir mal gar nicht reden.

Klar habe ich noch „Einsparpotential“: Süßigkeiten. Postcrossing. Fantasien über meinen Celebrity Crush (no name dropping). Aber sollte das Leben nicht noch ein paar Nettigkeiten auch in der Fastenzeit bieten? Soll man denn sich selber noch den letzten Spaß nehmen, nur um auch auf irgendwas zu VERZICHTEN? Und hat irgend jemand etwas davon?

Wäre nicht besser eine Fastenzeit MIT? Das Hirn kennt das Wort NICHT sowieso nicht. Will man sein Verhalten ändern, funktioniert es eben nicht, wenn man NICHT an rosa Elephanten denken will. Es funktioniert aber hervorragend an grüne Giraffen zu denken!

Daher stelle ich die Frage, sollte die Fastenzeit statt Verzicht besser Aktionen beinhalten, vor denen man sich sonst drückt? 6 Wochen mit regelmäßig erledigten Hausarbeiten? 6 Wochen die Treppen laufen oder die eigenen Füße für den Weg zur Arbeit nutzen? 6 Wochen zuhören? 6 Wochen mit vollständigen Sätzen? *Ja, ich bin mir der Ironie bewusst.*

Die Fastenzeit ist letztlich nichts anderes als die Vorsatzzeit am Anfang des Jahres. Und da habe ich jedes Jahr den gleichen Vorsatz: Mir keinen Vorsatz zuzulegen.

Ich werde 6 Wochen also verzichten – darauf, zu fasten. Um meinen Vorsatz von Neujahr einzuhalten 😉