Da draußen in der weiten Blogwelt finden sich ja die extremsten Meinungen.
Heute wurde zum zweiten Mal in der Indie-Autoren-Szene Druck auf Leser erzeugt, dass ein Leser „gefälligst eine Buchrezension“ zu schreiben habe …
Beim ersten Fall kann ich es noch verstehen, ein Autor der seine Bücher mit dem Hinweis umsonst hergibt, dass er dafür nur eine ehrliche Rezension wünscht, kann erwarten, dass wenigstens eine kurze Rezension erfolgt.
Ein Autor, der seine Bücher für umsonst hergibt im Rahmen von Preisausschreiben dagegen, das ist meine Meinung, kann nicht erwarten, dass ich alle meine Leseprojekte auf die Seite lege, mich seinem, von mir nicht ausgewählten, Werk widme und dann auch noch eine Rezension von professioneller Qualität abliefere. Sorry, but no.
Die nächste Aufforderung, ein Buch zu rezensieren, weil man ihm/ihr ja Dank schulde für die harte Arbeit (Hallo, was ist mit anderen Produkten, die ich kaufe, schulde ich den Leuten in der Tamponfabrik keinen Dank für die hygienische Herstellung eines Produkts, ohne dass mein Leben sicher anders verlaufen wäre? Danke!) allerdings kann ich so gar nicht nachvollziehen.
Ein Buch ist ein Produkt. Ich bezahle, ohne genau zu wissen, ob es seine Versprechen hält, wie bei vielen Produkten. Ich konsumiere es dann. Wenn es mir gefällt, empfehle ich es meist weiter. Aber einen Zwang dazu sehe ich nicht. Dem Autor Dank dafür schulden, dass er ein Buch geschrieben hat? *heiseres Lachen* Nein, wenn ich es tatsächlich, unbezahlt (!), rezensiere, dann schuldet mir die schreibende Person etwas. Wenn es ein schlechtes Buch war, Dank dafür dass ich zeige, wo es hakt, eigentlich Aufgabe einer Agentin/eines Herausgebers (aber an denen fehlt es den Indie-Autoren), wenn es mir gefallen hat, Dank dafür, dass ich unbezahlt die Arbeit einer Werbeagentur übernehme!
Nein, liebe Autoren da draußen im Land, ich schulde Euch Geld für Eure Bücher. Im allgemeinen habe ich das bezahlt, bevor ich das Produkt auf seine Tauglichkeit prüfen konnte. Ich schulde Euch nicht Dankbarkeit, Verehrung, Anerkennung, Lobhudelei. Und erst recht sehe ich nicht ein, weil ich ein Produkt gekauft habe, dass ich zusätzlich zu dem Geld, das ich für das Produkt hinlege, noch mit meiner Lebenszeit bezahle! Geht und holt Euch Eure Ego-Streicheleinheiten von den Verkaufszahlen, von den Lesern, die freiwillig rezensieren (mache ich doch auch oft hier im Blog, aber nicht, weil ich Danke sagen will, sondern für Euch, meine Blogleser, damit Ihr wisst, was ICH an dem Buch gut oder mies fand – Spoiler, demnächst hier in diesem Theater ein echter Verriss!). Aber nicht von denen, die ein Buch gekauft haben, es mal kurz gelesen und dann gleich wieder vergessen haben.
Ich bin selber manchmal ein Schreiber (ich rede nicht von den Blogbeiträgen) – manchmal reiche ich meine noch sehr rohen Stücke an Familie und Freunde weiter – und bekomme ehrliche Kritik. Manchmal nicht mal das. Eine Reaktion meistens. Aber wenn ich meine Geschichten für Geld anbieten würde (was ich wohlweislich nicht tue, weil ich es beim ersten, rohen Entwurf belassen will, Schreiben soll für mich Spaß bleiben), dann erwarte ich NICHT, dass nun alle Welt in Verzückung gerät und mein Produkt anpreist.
NEIN, LESER SCHULDEN EINEM AUTOR, DER IHNEN GEFÄLLT, KEINEN DANK! (Das Schlüsselwort ist hier SCHULDEN.)
PS: Danke Sir Terry Pratchett!