Monatsarchiv: April 2019

Küchenfee

Ich hab gestern stundenlang abgewaschen (ähem, ich wollte das ja schon Ostern erledigt haben, weil wir Samstag vor Ostern Lammrücken gemacht hatten, aber das Leben kam mir wieder dazwischen und so ist es halt gestern geworden).

Aber die gute Nachricht ist, der gesasmte Abwasch ist erledigt, und wie immer, hab ich sofort Lust bekommen, wieder zu kochen und zu backen (genauer gesagt, war das die Karotte, mit der ich mir den Abwasch aus dem Kreuz geleiert habe).

Und so hab ich wieder zwei neue Rezepte ausprobiert.

Das eine war eine Möhren-Creme-Suppe, die deswegen soviel Charme hatte, weil ich nur zwei Frühlingszwiebeln dafür brauchte, alles andere war noch da, und im Fall der Kartoffeln war das sogar eine hochwillkommene Verwendung. Die keimen nämlich langsam aber sicher. Außerdem stand ein Haltbarer Schmand im Kühlschrank.

Da das Rezept aus der Kundenzeitung von Edeka stammt, kann ich hier wg. Copyright das Rezept nicht wiedergeben. Aber es waren Möhren, Kartoffeln, Frühlingszwiebeln und ein Apfel drin (der Apfel war auch schon länger in meinem Besitz) – keine besonders exotischen Sachen also, das wurde angebraten und mit Brühe abgelöscht. Und nach dem Köcheln püriert, mit Schmand verfeinert und ich hab dann noch, weil es meine Hauptmahlzeit war, ein bißchen Räucherlachsstreifen dazu gegeben. Klacks Schmand drauf (das mit dem Apfelscheiben-Zwiebelgrün-anbraten hab ich mir geschenkt) – und fertig war die Laube.

Und weil das nicht viel Abwasch gemacht hat, überkam es mich gerade und ich wollte backen. Ich habe zwei Lieblingsbackbücher: Ein Teig – 50 Kuchen (weil es da auch die Möglichkeit gibt, das Grundrezept mit eigenen Abwandlungen zu machen) und das heute verwendete: Noch mehr Muffins (beide aus dem GU-Haus, immer schöne Rezepte in deren Büchern). Auch noch mehr Muffins hat zwei abwandelbare Grundrezepte, wonach ich z.B. zu Weihnachten zum Frühstück herzhafte Muffins machte (schön mit Käse, Schinken und grüner Paprika). Aber heute war das nicht notwendig – heute geb es nämlich Mohn-Muffins. Ich hatte auch alles im Haus (vor allem Mohn, der schon ewig geöffnet ist und langsam mal weg kann).

Dass dabei mein letztes Orange-Back dran glauben musste, war auch nicht das Schlechteste … ja, auch das war überfällig, aber das ist vor allem Zucker – das KANN NICHT VERDERBEN – allenfalls versteinern.

Ab jetzt gibt es nur noch selbst geriebene Zitronen-/Orangenschale (Citro-Back hab ich schon lange nicht mehr, Bio-Zitronen hab ich auch eigentlich immer im Haus). Das spart Verpackungsmüll.

Ich hab die Muffins gerade aus dem Ofen geholt, sehen gut aus, mal sehen, wie sie schmecken, wenn sie abgekühlt sind, ob sie süß genug sind (sonst muss ich doch noch Zitronensaft mit Puderzucker anrühren und den vorgeschlagenen Zuckerguss auftragen).

Und für meine Mandarinendose brauche ich ja immer noch eine Lösung, ich habe gerade gesehen, es gibt auch ein Rezept für Mandarinenmuffins 😉 Den Mandarinenkranz aus dem Ein Teig-…Buch hab ich auch schon anvisiert. Hab ja Mittwoch frei, bis dahin hab ich wieder Backpulver …

Das nächste Rezept für eine Hauptmahlzeit ist dann ein Gemüsecurry, mit Linsen, Fenchel und Paprika. Fenchelknolle hab ich nämlich schon. Auch das ist aus der Edeka-Kundenzeitung.

Und mit dem Hackfleisch, das eingeschweißt im Kühlschrank liegt, mache ich Frikadellen. Falls ich mich nicht zu einer Tomaten-Hackfleischsauce umentscheide, dann wäre auch fast noch eine Lasagne drin – oder ein Chili con Carne mache. Ich mag Hack … es ist so vielseitig. Deswegen mag ich ja auch Muffins (es müssen wirklich nicht immer die mit Blaubeeren sein), Rührkuchen (auch da darf es mal was außerhalb von Zitronen- oder Marmorkuchen sein), Currys und Suppen.

Mohnmuffins sind ok. Ziehe Muffins mit Obst, Nüssen oder herzhafte vor denke ich, aber das kann auch daran liegen, dass mein Geschmackssinn immer noch beeinträchtigt ist (die Winter-Erkältung Ende Dezember hat mich ziemlich mitgenommen, was die Geschmacksnerven angeht, es schwankt derzeit stark, wieviel ich schmecke). Den Mohn schmecke ich nämlich nicht raus. Aber das Orangenschalenaroma.

Leider habe ich keinen Link zur Edeka-Kundenzeitung gefunden, aber es gibt auf der Edekaseite noch viele andere schöne, ähnliche Rezepte wie die aus dem derzeitigen Magazin. Auch für Vegetarier, Veganer und Laktose-Unverträgliche. (Hört sich „Intoleranz“ nicht schrecklich an? Als wäre es eine Charakterschwäche. Dabei ist es der Normalzustand der Weltbevölkerung, hier im nördlichen Europa haben wir eine „Toleranz“ entwickelt für Milchzucker im Erwachsenenalter, vermutlich haben die besser überlebt, die auch im Erwachsenenalter im Vitamin-D-armen Winter Milchprodukte zu sich nehmen konnten – die Winter hier im nördlichen Europa waren ja früher noch viel lebensfeindlicher.)

So, nun habe ich noch 11 Muffins – morgen zur Arbeit kann ich auch ein paar mitnehmen. Und: Süß genug sind sie – die Puderzuckergußhaube spare ich mir also.

(Meine Küche sieht schon wieder so aus, als wäre nicht eine Fee sondern eine Horde Trolle durchgewandert – aber das ist ja nun mal mein Dauerzustand.)

Berichterstattung

Falls Ihr immer noch denkt, Medien-Sportberichterstattung sei neutral, wer könnte schon ein Fußballspiel verfälschen, hier mal ein paar Beispiele:

ARD zum 0:0 von Hannover 96 in Berlin bei Hertha BSC:

„Triste Nullnummer in Berlin

Mit einem 0:0 bei Hertha BSC sind die Hoffnungen von Schlusslicht Hannover 96 auf den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga weiter gesunken.“ -Von der Tagesschau-Seite

Und auch zur ARD gehörig, der NDR:

Es geht doch! Hannover 96 punktet bei der Hertha

Hannover 96 hat zum ersten Mal nach acht Niederlagen in Folge in der Bundesliga wieder gepunktet. Die Niedersachsen verbuchten damit einen Achtungserfolg, aber ob der noch hilft?“

Haben die Sportjournalisten hier dasselbe Fußballspiel  gesehen? Einer spricht von „Trister Nullnummer“ – der andere vom „Achtungserfolg“.

Dann haben wir da noch andere Länder:

Der Guardian zum Elfmeter im Spiel Cardiff – Liverpool:

“ It’s a tricky one – Morrison put hands on Salah as he tried to turn in the area, and if you do that you’re asking for trouble. Most football instinct says it wasn’t a penalty, however, and at first I thought Salah dived. Having seen the replay I think he made the most of it, but then Morrison was all over him. It’s probably fair to say it was, at best, a soft penalty. Let’s be honest, though, it probably hasn’t changed the result.“

Hier ist der Link zum Spielbericht –  da ist ein Foto vom Foul zu sehen. Wie in aller Welt der gefoulte Spieler, der mit Geschwindigkeit daher kam und vom Verteidiger im Oberkörperbereich mit den Armen übergreifend blockiert wurde, vermeiden sollte, hier zu Fall zu kommen, ist mir ein Rätsel! Der Journalist war eindeutig ein Liverpool-Hasser, wie seine Zusammenfassung der Nachspiel-Pressekonferenz des Cardiff-Trainers beweist:

„calling Salah’s penalty “a 9.9 dive.” Lovely stuff.“

DAS ist nicht unparteiisch … Vom Trainer des Gegners kann ich damit leben, aber dass ein Journalist ein Wrestlingmatch lieber als ein Fußballspiel sieht, finde ich doch sehr bedenklich!

Und nun die Werbung

Finde den Fehler:

Vielleicht ist es ja zu klein, und auch du brauchst eine Augenkorrektur:

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Hier nochmal in größer

Immer noch nicht?

Hier werden nicht Augen korrigiert, sondern Augenlaser …

Laser-Augenkorrektur hätte ich besser gefunden, weil die Korrektur zum Auge, nicht zum Laser gehört. Der Laser ist das Instrument, das korrigiert, nicht das Objekt, das korrigiert wird.

 

Ich, die Extremistin

Nach den Kriterien der chinesischen Regierung bin ich eine Extremistin. Was sind denn diese Kriterien, wollt Ihr wissen?

Veröffentlicht im Guardian:

„An official list of signs of extremism includes things such as refusing cigarettes and alcohol, not watching television and contacting people abroad.“

Übersetzt:

„Eine offizielle Liste mit Zeichen von Extremismus enthält u.a. Dinge wie Zigaretten und Alkohol zurückweisen, kein TV zu sehen und Leute im Ausland kontaktieren.“

Schuldig, Schuldig, Schuldig und Schuldig

Das sieht übel aus.

Aber ich fange jetzt bestimmt nicht an, zu rauchen, werde meinen Alkoholkonsum weiter auf ein Minimum beschränken und Fernsehen – also – ich vermisse nix. Will ich mal was sehen, gibt es das Internet, da kann man auch die Öffentlich Rechtlichen im Live-Stream sehen oder noch besser, die Mediathek nutzen. Fernsehen? Überbewertet.

Ich höre Radio … aber das reißt mich nicht raus.

Und Leute im Ausland kontaktieren? Ja, auch da schuldig, einmal im Jahr schreibe ich meiner Zimmervermieterin in London – außerdem bin ich ein Mitglied von Postcrossing.

Mit einem China-Besuch wird es in diesem Leben wohl nix mehr. Aber – bin ich jetzt auch für Deutsche Behörden eine Extremistin? Muss ich nun um meinen Job beim Staat fürchten, weil ich das deutsche Fernsehen nicht feiern kann? Muss ich Angst um meine Pension haben, weil ich meine Leber nicht auch noch durch Alkohol belaste? Muss ich anfangen Raucherpausen zu machen, um weiterhin Bescheide schreiben zu können?

Und wenn ich mir diese Freiheiten heraus nehme und nicht mal Religionsfreiheit ins Land führe dafür, wie das die Uiguren in China reklamieren, dann bin ich ja kein religiöser sondern vielleicht ein politischer Extremist? Eine von diesen gottverdammten Linken, die hart arbeitenden Leuten ihre Entspannung rauben wollen mit einer Gutmenschen-Agenda? Eine, die Verzicht auf alles was Spaß macht und schmeckt predigt? Eine, die sich am liebsten von Luft und Licht ernähren möchte?

Uhm – jein. Rettet die Erde, ja – aber mein Grund dafür ist: Es ist der einzige Planet mit Schokolade drauf …

Buch 6/2019 – unchallenged ;)

Lebensansichten des Katers Murr von ETA Hoffmann

Das Buch ist ca. 200 Jahre alt und ein Fragment, Hoffmann wollte noch einen dritten Teil veröffentlichen, aber es kam nie dazu.

Daher bleibt die Lebensgeschichte des Katers und vor allem die Geschichte des Kapellmeisters Kreissler halb erzählt.

Kater Murr, ein sehr von sich eingenommener Kater, der lesen und schreiben kann und sich mit seinen Knittelversen bereits als großer Dichter sieht wird hier in immer wieder eingeschobenen Fragmenten gegen den wahren Künstler Kreissler gestellt, dem vor allem seine Kunst wichtig ist, nicht so sehr das Ansehen.

Dementsprechend führt Murr auch ein ruhiges Leben bei Abraham, dem gelehrten Erfinder, der das Bindeglied zwischen beiden Geschichten ist, während Kreissler zunächst am Rande des Hofstaats lebt (eines Karikatur-Hofstaats, komplett mit wahnsinnigem Erbprinz und völlig an der Realität vorbei lebenden Höflingen) sowie später im Verlauf des Romans am Rande einer Klostergemeinschaft weilt. Und von dort vermutlich nach Hoffmanns Plänen zurück an den Hof kehren sollte, aber dazu kam es nicht mehr – was ich sehr bedaure, ich hätte gern gewusst, wie sich das Knäuel entwirrt.

Ich hab die über 440 Seiten (Reclam-Ausgabe) zunächst im Rucksack mitgeschleppt, weil diese wechselnde Erzählweise sich gut für kurze Lesezeiten zwischendrin eignete und später lag es im Bad. Auch dort sind kurze Texte immer willkommen.

Hat es mich unterhalten? Nun, wir reden hier von einem ca. 200jährigen Text, mit den üblichen Mammutsätzen. Wenn Ihr findet, dass ich zuviele verschlungene, unendlich anmutende Sätze schreibe – bei Texten wie diesem hab ich es abgeschaut … Die Sprache ist umständlich, nicht leicht zugänglich und ich bin froh, dass ich dergleichen gewohnt bin, sonst hätte ich es in die Ecke geworfen. Murrs Abenteuer waren eher … langweilig. Eine Tour mit einem Pudel, mehrere nächtliche Sitzungen mit anderen jungen Katern auf dem Dach, ein kleines Liebesabenteuer zwischendrin – aber alles nicht mal spannend geschrieben.

Anders dagegen die Geschichte vom Kapellmeister, die Abenteuer und Geheimnisse hatte.

Es zeigt sich wieder, eine gute Geschichte muss Fragen beantworten. Bei Murr kamen keine Fragen auf, bei Kreissler dagegen ständig. Was ist aus der Bastard-Tochter geworden, die der Fürst mit der Hofdame hatte? Wieso wollte der Prinz, der die Fürstentochter heiraten sollte, den Kapellmeister umbringen? Was verbirgt sich hinter dem geheimnisvollen Abraham? Viele Fragen, ein paar davon sind bisher erst geklärt, aber einiges wäre wohl im nie veröffentlichten dritten Band beantwortet worden.

Die Kreissler-Geschichte hätte ich gern zu Ende gelesen …

Man merkt am Stil natürlich, aus welcher Zeit das Buch stammt, aber auch die Ideen des selbstzufriedenen Bürgers (Murr, stellvertretend) und des idealisierten Künstlers, dem die Reaktion seiner Umwelt nicht so wichtig ist (Kreissler) ist eine sehr romantische Idee und datiert das Werk ebenso.

Leider unvollständig, aber ein Klassiker. Bin froh, dass ich damals meinem Instinkt gefolgt bin, die Reclam-Ausgabe mal so „mitzunehmen“ (ja, ich hab sie bezahlt, natürlich!)

Immerhin – ich kann guten Gewissens einem literarischen Werk mal wieder 5 von 5 Kokosnüssen geben und werde mir ein ähnliches japanisches Werk nun auch antun: I am a cat, by Soseki Natsume. Ist auch auf Deutsch erhältlich, aber ich bin nicht willens, dafür knapp 50 Euro für ein Taschenbuch hinzublättern, wenn ich es auf Englisch für knapp 19 bekommen kann oder als Kindle-Text sogar für 13,32 …

Dieses japanische Pendant zu Murr ist 100 Jahre jünger als Murr (also, fast) und damit schon selber über 100 Jahre alt. Ein Klassiker der japanischen Literatur.