Monatsarchiv: April 2018

Buch 3 – Lesechallenge 2018

Ich habe jetzt Clochemerle beendet, von den Lesern der Tips, Links and Suggestions-Kolumne des Guardian empfohlen.

Clochemerle ist eine fiktive Kleinstadt im Beaujolais, in dem Gabriel Chevallier seine bunten ländlichen Kleinstadtbewohner in der Art von Ehm Welk und Giovannino Guareschi (der erstere hat „Die Heiden von Kummerow“ geschrieben, der zweite das italienische, fiktive Dorf Boscaccio mit seinen Hauptcharakteren Don Camillo und Peppone bevölkert) aufs Korn nimmt, allerdings schrieb Chevallier sein Werk 14 Jahre vor Guareschi und drei Jahre vor Ehm Welk.

Der Plot ist schnell erzählt, das Buch (erster Teil einer Trilogie) ist ja auch nicht so dick wie Ehm Welks Werke und kommt auch nicht an die Dichte der Don Camillo-Geschichten heran:

1922, Oktober, der Bürgermeister, Piéchut, hat Geltungsbewusstsein, daher will er für sein ländliches Provinzkaff etwas Modernes schaffen, das dem Ort und damit ihm zur Ehre gereichen soll: Ein Pissoir.

Das, und vor allem der Standort, nahe bei der Kirche, erregt das Missfallen eines bereits älteren, frömmlerischen Fräuleins, die sich auf diesen Stand der Unerfahrenheit einen Menge einbildet. Als das Ding im April 1923 gebaut wird, zieht es die entleerungs-bedürftige, weil oft volltrunkene Meute dorthin, nicht immer wird dabei das Innere der Anstalt zum Ziel. Das aber bedeutet, dass das Fräulein nun sieht, was es angeblich nicht sehen will (warum sie sich dann am Fenster den Hals ausrenkt, sei jedem selbst überlassen). Sie wittert eine Attacke auf die unschuldigen Seelen, die jungen, noch unverheirateten Mädchen der Gemeinde, erregt sich darüber und gleich über alle moralischen Missstände, die sie wahrnimmt. So auch über die zwei gut aussehenden, Mittdreißigerinnen aus dem Ort, die eine Warenhausbesitzers Frau, die andere Gasthausbesitzers Frau, die sich gleichzeitig um einen dritten Mann streiten, der schon länger der ersteren die Ehe mit dem Warenhausbesitzer erträglich macht, der aber im Gasthaus wohnt und dort, bei einer Krankheit, der Wirtin zugänglich und der Händlerin unzugänglich wird …

Wie dann später sogar noch wegen des Pissoirs der Dorfheilige im August 1923 geköpft, danach 100 Soldaten nach Clochemerle beordert und am 19. September der Dorftrottel erschossen und die Wirtin angeschossen werden – nun, das ist der Plot des Buches – ich will ja nicht alles verraten.

Eigentlich eine Geschichte, wie ich sie gern lese. Und hätte Monsieur Chevallier diese Geschichte mit der liebevollen Hand eines Ehm Welk behandelt oder mit dem nachsichtigen Auge eines Giovannino Guareschis beäugt, ich wäre höchst erfreut und unterhalten gewesen, denn diese beiden Autoren lassen Menschen menscheln, ohne sie gleich mit der Klinge des Sarkasmus zu sezieren.

Nicht so Chevallier. Chevallier macht aus dem alten Fräulein, dessen Aufgeregtheit für diesen ganzen Skandal gesorgt hat, eine so bösartige Hexe, die er hinterher im Wortsinne nackt durch Clochemerle treibt, dass mir der Autor unangenehmer wurde als sein weiblicher Bösewicht. Und so hält es Chevallier mit allen Parteien. Jeder wird mit soviel Schwung durch den Mist gezogen, keiner geschont, immer gnadenlos. Wo Welk und Guareschi ihre irrenden Schäfchen mit Nachsicht betrachten, ist Chevallier unbarmherzig, holt noch das Mikroskop hervor, unter dem er die Leute seziert.

Was auch unangenehm ist, sogar mir, als fülliger fetter Person: Die Glorifizierung von üppig ausgestatteten Frauen. Dass ein Franzose die Liebe in seinem Text feiert, ist keine Überraschung (oh jeh, immer diese Vorurteile). Dass er aber alles, was von seinem persönlichen Geschmack abweicht ins Lächerliche treibt, dass er jegliches Verhalten von Frauen auf ihren Befriedigungszustand zurück führt, dass er Frauen entweder als wollüstig oder als frigide darstellt, dass geht mir sehr gegen den Strich. Und natürlich ist das ältliche Fräulein bei ihm mager. Er beschreibt sie in der Szene, in der er sie unbekleidet durch den Ort laufen lässt, als knochig (es ist eine ältere Frau, eine ärmliche noch dazu, wo sollte sie die Mittel hernehmen, um sich zu mästen?), und die von jungen Leuten vor einigen Jahren so gefeierten „thigh gaps“ waren für ihn der größte Horror (nun, der Geschmack hat sich in 80 Jahren deutlich gewandelt, Monsieur Chevallier). Das arme Fräulein konnte einem leid tun, aber Chevallier war erbarmungslos.

Das und das ständige Durchbrechen der vierten Wand hat verhindert, dass ich an Clochemerle das gleiche Vergnügen empfand wie an Guareschis Geschichten oder an Welks Werken. Ich konnte mich in diese Geschichte nicht so recht versenken. Ein volles Viertel hat Chevallier gebraucht, um überhaupt sein Personal vorzustellen (nicht während der Geschichte – sondern jeder Akteur trat vor und die Stimme aus dem Off beschrieb ausführlich die Fehler dieser Person – eine Charakterisierung, wie sie ein guter Autor durch die Geschichte selber leistet). Auch während des eigentlichen Plots kommt uns unser Autor immer wieder „an den Bühnenrand“, hält das Geschehen an und erläutert. Ein schlechteres Beispiel für Erzählen hab ich noch nicht gefunden – außer bei einer meiner frühesten Geschichten … Doch ich habe nicht veröffentlicht. Dieses ständige Herausreißen aus der Geschichte durch den Autor ist wohl die größte Schwäche. Zusammen mit der Frauenfeindlichkeit und der Unmenschlichkeit, mit der er sich über alle seine Charaktere mokiert hat das zu einem Urteil von 2 Kokosnüssen geführt. Zwei, weil ich mich immerhin nicht gelangweilt habe.

Gabriel Chevallier – Clochemerle

Erstveröffentlichung 1934, erstmalig auf Deutsch 1960, meine Ausgabe von 1971.

272 Seiten

Fischer Taschenbuch

Aufgabe erfüllt: 18 – Ein Buch, in dem Politik oder Religion eine Rolle spielen (hier: Beides)

Neues Buch – Challenge 2018 cont.

Bei dem Lesetempo wird das ein Mini-Lesejahr für mich, ich habe jetzt erst das zweite Buch am Ende des vierten Monats beendet …

Und nicht etwa Clochemerle, das eigentlich kurz vor dem Ende steht, sondern ein Buch, das ich von einer Kollegin bekam, die nur auf Krimis steht, von einer Freundin aber ein Buch erhielt („Cottage mit Kater“), das eher so nicht ihr Ding war.

Cottage mit Kater – ja, es ist das, was man bei dem Namen vermutet – eine „Schnulze“ – ein Liebesroman, in dem auch einige andere Themen angerissen werden. Die Titelheldin, Nora, hat eine Schreibblockade und deswegen das Angebot eines Freundes angenommen, der sich länger in Kanada aufhält, sein Haus in Cornwall zu nutzen. Sie hat gerade eine schwere persönliche Zeit hinter sich, auch mit einer Enttäuschung in Liebesdingen, na klar …, aber das nicht allein. Ihr Verleger hat wegen dieser familiären Probleme Aufschub gewährt, aber nun steht eine Deadline an. Sie reist also noch Cornwall, wo sie einen – hach, jetzt bin ich aber überrascht – gut aussehenden Nachbarn ihres Freundes vorfindet. Irgendwie sind diese Begegnungen ja immer gut aussehend. Nur bei mir ist noch nie ein schicker Mann nebenan eingezogen.

Sie rettet am zweiten Tag einem kleinen Katzentier das Leben, der sich als anhänglicher erweist als ihr zunächst lieb ist. Das ist jetzt kein Spoiler, wenn ich sage, dass am Ende Mann, Frau und Kater zusammen finden, oder? Auch wenn es zunächst so gar nicht danach aussieht, Phil scheint mal mehr gewesen zu sein als nur der Nachbar des schwulen Cottagebesitzers.

Wie die Autorin nun ihre Schreiberei auf Vordermann bringt und ihre Vergangenheit loslässt – das müsst Ihr schon selber lesen.

Ich bin ja nun schon „älter“, da ist man näher am Wasser gebaut, hab ich mir sagen lassen, manche Stellen haben mich dann auch zum Weinen gebracht, andere zum Lachen – also gibt es von mir volle fünf Kokosnüsse.

Einziger Kritikpunkt – die Autorin, Hermien Stellmacher muss dringend an ihren Adjektiven arbeiten – und d.h. in aller Regel: STREICHEN. Und zwar nicht in Farbtönen … davon gab es schon zuviele. Das war aber das einzige, was mir am Schreibstil nicht gefallen hat.

Hier nochmal die Daten:

Hermien Stellmacher

Cottage mit Kater

Veröffentlicht 2015 im  inseltaschenbuch-Verlag

Gelöste Aufgabe 16 – Frauenroman

Shop around the world – Desserts

Mm – I am an expert of desserts. We had one going fabulously wrong last time we cooked here, a wine-egg-cream … That is what counts as expert these days, non?

My sister came up with this little gem, mixed and quick, nothing for a formal dinner, but good enough for an average dessert:

serves 2 or 3

250 g quark/curd/junket (whatever you call it, we use the 20 % variety, there is a more fat-containing variety) – about 0,60 €

one tin/can of mandarine slices with sugary water – 0,85 €

one cup of vanilla cream pudding – 200 g – 0,89 €

That is all folks, you open the tin/can, you throw it all together in one big bowl, you stir till it a homogenous mass (not mess …)

And it costs 2,34 € – 2,83 $

The unsweetened quark takes some of the sweetness from the ready made vanilla cream pudding and the sugar water from the mandarine, so it is sweet, but less sweet than the mandarines or the pudding alone. And the mandarine have a nice slightly sour zing. So it is fruity and sweet and creamy – what is not to like?

You do not have to cook, you do not have to cut anything – ideal for Phenny’s „mom“* who is slightly under-skilled in the kitchen department. And I am no Bocuse myself as you can see from my confession at the start of this post.

*You know who you are …

Oneword

Wer kennt sie nicht, die kleinen Schreibübungen, die sich im Englischen Creative Writing gern hinter dem Ausdruck „Writing Prompts“ verbergen. Und wer von denen, die gern schreiben, hat nicht schon ganze Listen gelesen und sich inspiriert gefühlt, ohne auch nur für einen Eurocent Tinte zu verschwenden/ die Tastatur zu malträtieren, „weil man ja keine Zeit dafür hat“?

Nun, beim Story-Reading-Ape blog bin ich auf eine Seite gestoßen, die täglich EIN Wort als Writing Prompt präsentiert – und ein Formular, in dem man innerhalb von sechzig Sekunden ein paar Sätze dazu schreibt. Niemand erwartet einen Roman in der Zeit, niemand erwartet eine ganze Geschichte. Aber es ist auch sehr wenig Zeit, um Fehlerkorrektur zu betreiben. Danach kann man seinen Text auf der Seite speichern. Oder auch nicht. Man kann ihn kopieren und ich tu das zusätzlich, und speichere ihn in einem Textverarbeitungsprogramm ab, das ich mir gestern „for free“ heruntergeladen habe – LibreOffice. Der Nachfolger von OpenOffice, das es allerdings immer noch gibt.

Gestern gab es das Wort „Chill“ – heute war „typical“ an der Reihe.

Nein, man gewinnt mit dem, was man da schreibt keinen Nobelpreis für Literatur. Man ist allerdings täglich dabei, seine „Schreibmuskeln“ zu trainieren – und das in meinem Fall erschwert auf Englisch. Wer es lieber auf deutsch schreiben möchte, kann das ja gern in Eigenregie machen. Das Schöne ist halt, es dauert nur knapp zwei Minuten. Aufrufen, schreiben, abspeichern und kopieren. Die Zeit hab ich. Um wieder schreiben zu wollen und schreiben zu üben, ist es prima.

 

 

Heute auf der Seite von NDR 2

Bettina Tietjens Sendung „Tietjen talkt“ hat heute eine Kinder- und Jugendbuchautorin eingeladen.

Leider wird das Ereignis auf der Seite folgendermaßen angekündigt:

„die gelernte Lehrerin“ – also – bereits als ich zur Schule ging, kamen Lehrer um ein STUDIUM nicht herum, da war nix mit LEHRE … gelernte Lehrerin ist eindeutig sachlich falsch – soweit ich weiß, wurden Lehrer nie in einer LEHRE ausgebildet.

Doch wenn man dem Link dann folgte, las man Folgendes:

„Fast ein Fünftel aller Kinder in Deutschland können nach der vierten Klasse nicht sinnentnehmend lesen, sagen Studien aus dem vergangenen Jahr. Kirsten Boie schreibt seit über 30 Jahren Bücher für Kinder und Jugendliche und ist deshalb über diese Zahl besonders erschüttert. Dabei hat sie mit zum den „Kindern vom Möwenweg“ oder dem „Kleinen Ritter Trenk“ viel Schmöker-Stoff erfunden. Vom Spaß und der Not mit dem Lesen spricht Kirsten Bioe bei Bettina Tietjen.“ (sic!)

Mal abgesehen von der Benutzung des Wortes „sinnentnehmend“ … ein Fachsprachenausdruck, der nur in Verbindung mit Lesen gebraucht wird … und nicht gerade zur Sinnvermittlung beiträgt … der zweite Satz danach erschüttert mich!

„Dabei hat sie mit zum“ …  Ähm – liest das jemand nochmal durch, ehe es veröffentlicht wird? Wenn ich mich mit dem Thema mangelhaftes Leseverständnis auseinandersetze, sollte ich dann nicht meine Sätze sorgsam formulieren? Ja, ich weiß, wie das entstanden ist. Da wollte jemand ursprünglich „mit … Buchtitel … zum [insert word] beigetragen“ schreiben und hat sich dann umentschieden. Dabei aber leider den Text nicht nochmal geprüft.

Und ganz besonders mies ist es, den Namen der Autorin im letzten Satz falsch zu schreiben. Es sollte schnell gehen. Aber ein wenig mehr Sorgfalt hätte echt nicht geschadet.

Ich liebe meinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk und zahle dafür gern. Gerade deshalb bitte ich ja um mehr Qualität. Das ist doch keine RTL-website!

Lange Nacht der Theater

Es war mal wieder, unvermeidbar wie Weihnachten – und mit genauso viel Spaß (ich liebe Weihnachten nämlich).

Wir hatten uns auf Improtheater im Pavillon gefreut, aber da war schon dicht, also wichen wir aus auf die Zaubershow in der Hinterbühne. Gefiel uns wirklich, wirklich gut: Ein Zauberer, der seine Tricks in hübschen Geschichten versteckte.

Das nächste waren dann die Pudernäschen im Cafe Lohengrin – Schnulzen der 50er, aufgesteppt und angewitzt.

Als nächstes zog es uns zurück zum Pavillon, immer noch kein Durchkommen. Also ging es zum Rampenlicht – Akrobatik und Jonglage von Jugendlichen. Dieses Mal solide und nicht ganz so frisch daher kommend.

Dann mussten wir uns sputen, um zum Theatermuseum zu kommen, wo aus der Fuchsberger Biografie gelesen wurde. Teilweise nachdenklich, teilweise auch sehr lustig – ich hätte dem noch stundenlang zuhören mögen.

Vom Theatermuseum dann wieder zurück zur Hinterbühne, ein Angriff auf religiöse Werte – unserem christlichen Freund hat es natürlich nicht gefallen, aber ich fühlte mich bei „Heidenspaß“ doch unterhalten. Wir können nicht alle denselben Geschmack haben.

Und zum Schluss gab es dann eine Hommage an Leonhard Bernstein, der am Samstag 100 geworden wäre. Zwei Stücke werden in Hannover gerade aufgeführt, WestSideStory (in der nächsten Spielzeit 20 mal am Start) und jetzt Freitag Condite.

Es war leider so, dass weder das Uhu-Theater, noch das TAK und auch nicht das Neue Theater mitmachten, was für lange Schlangen sorgte – und viele Leute frustiert nach Hause schickte.

Die Nacht der Museen folgt am 09.06.2018

 

Heute am Straßenrand

Donnerstags ist hier Altpapierabfuhr. Gestern in der Zeitung: Aha: Altpapier ruiniert das Stadtbild. Das Altpapier werde „Zu jeder Tages- und Nachtzeit“ an die Straße „geschmissen“ … Lose natürlich.

Später im Artikel:

Aha hat zu Jahresbeginn die Bedingungen für Sammlung angezogen, Mitarbeiter sollen kein Altpapier in Kartons mehr mitnehmen, sondern nur noch solches in Tonnen und Blauen Säcken. Gleichzeitig wurde der blaue Sack kostenpflichtig.

Ähem … wie kommt’s, dass jetzt immer mehr Altpapier lose bereitgestellt wird? Kann es sein, dass dieselben Bürger, die (falsch) die blauen Säcke als billige Mülleimerbeutelalternative angesehen haben, sich nun weigern, Geld für die blauen Säcke auszugeben?

Was wir als nächstes sehen werden, ist noch weniger sortierter Müll – dann werden die Restmülltonnen voll damit sein. Das bringt Aha dann zwar wieder Geld, aber eben auch kein gesammeltes Altpapier mehr.

Und was die auf Wertstoffinseln bereitgestellten Altpapiercontainer angeht – hier gibt es im ganzen Umkreis von drei Straßen NUR einen Container. EINEN – und gestern habe ich diesen vom Bus aus gesehen – an dem stand – lose bereitgestelltes Altpapier (also, Kartons) … Ja, Aha, Ihr könntet auch einfach zugeben, dass Ihr mit den kostenpflichtigen Säcken ein Eigentor geschossen habt.

Heute in den Nachrichten

Auf der Tagesschauseite von heute wurde gemeldet, dass das Handwerk eine Änderung des Arbeitszeitgesetzes fordere, in dem ein Achstundentag festgeschrieben sei.

Das lese ich mit Erstaunen. Denn mein Dienstherr verlangt von mir als Beamter dass ich jeden Tag 8 Stunden 12 „in der Bütt“ stehe. Die Wochenarbeitszeit ist für Bundesbeamte auf 41 Stunden per Gesetz festgelegt. Unsere Arbeitszeit ist flexibel, ich kann also an manchen Tagen deutlich weniger, an anderen deutlich mehr arbeiten – die Grenzen sind:

Mindestens 11 Stunden zwischen Arbeitsende des einen Tages und Beginn des neuen – sowie maximal 13 Stunden an einem Tag auf der Arbeit anwesend, davon ist eine Pause von 45 Minuten abzuziehen – ich kann also längstens 12:15 Arbeitszeit an einem Tag erbringen.

Was der Staat für seine eigenen Staatsdiener für gut und richtig hält (und ich beschwere mich nicht, klar würde ich auch lieber nur 40 Stunden Arbeitszeit in der Woche leisten müssen, aber ich habe mich inzwischen mit 41 Stunden arrangiert) – kann er das dem Handwerk vorenthalten? Das Handwerk muss dann allerdings auch der Mindestpause zwischen den Arbeitsleistungen zustimmen – denn ein Beschäftigter braucht Ruhezeiten. Schlafen, Hygiene, Einkäufe und Essen – da sind 11 Stunden schnell rum mit!

Und – das Handwerk darf dann nicht noch zusätzlich fordern, dass der Arbeitnehmer auch nach Arbeitsende noch unendlich erreichbar ist.

Beides geht nicht. Entweder – kein 8-Stunden-Tag – dann ist aber auch gut mit dem Verlassen der Arbeitsstätte. Oder – 8-Stunden-Tag – und ebenfalls geregeltem Sonder-Arbeitseinsatz (klar braucht ein Klempner Leute in Rufbereitschaft …)

Deutsche Arbeitnehmer sind einsichtig, der Arbeitgeber muss auch sein Geschäft am Laufen halten können. Aber der Mensch ist keine Maschine, er braucht Ruhezeiten, er braucht ungestörte Familienzeiten, schließlich will der Arbeitgeber in nächster Generation sozial kompetente Arbeitnehmer, er braucht Zeit, den Nicht-Arbeitsalltag zu absolvieren.

Außerdem – die Wahrheit ist doch – die meisten Handwerksbetriebe haben ihre Arbeitnehmer schon lange nicht mehr im reinen 8-Stunden-Modus. Da wird die Saison ausgenutzt und zu anderen Zeiten abgefeiert. Weil es sinnvoll ist.