Ja, auch bei mir kam die Botschaft an, dass die Menschheit heute den Tag erreicht hat, an dem sie alle Ressourcen für dieses Jahr verbraucht hat. So früh, wie noch nie.
Ich habe also pflichtschuldigst den Fußabdruck-Rechner bemüht:
Und Erstaunliches festgestellt. Ich habe einen Fußabdruck, bei dem ich über 3 mal das verbrauche, was mir zusteht. So die Leute vom Fußabdruck-Rechner. Meine Schuldigen: Essen und Wohnen.
Die Frage nach dem Fleisch- und Wurstkonsum habe ich wahrheitsgemäß beantwortet mit „fast täglich“. An den meisten Tagen nicht mehr als drei Scheiben Aufschnitt. Außerdem füttere ich meine Katze artgerecht, d.h. mit Katzenfutter, in dem, JUCHHU, Fleisch ist. Selbst, wenn ICH mich also vegan ernähren würde, würde in dieser Wohnung Fleisch verbraucht. Meine Katze bekommt eine 85g Tüte Katzenfutter, ich esse, wenn ich zur Arbeit gehe, drei Scheiben Wurst. BÖSE .. Und dann ist da noch die Kleinigkeit mit anderen tierischen Lebensmitteln. Milch macht auch Große Füße, ganz offensichtlich. Mal davon abgesehen, dass ich nicht glaube, dass, wenn wir ehrlich sind, ein Liter Mandelmilch (künstliche Bewässerung, Transport) wirklich so viel besser da steht … Aber meinen (echten, nicht analogen) Käse bekommen sie nur „out of my cold, dead hands“.
Ja, ich weiß, dass Kühe CO2-Schleudern sind. Aber ich weiß auch, dass ich nicht in den Tropen lebe. (Noch nicht). Und ich finde Lederschuhe übrigens auch ökologischer (weil abbaubar) als Plastikschuhe …
Aber das mal am Rande – nirgendwo wurde gefragt, wie viel von dem „bösen“ tierischen Essen ich denn gierig fresse … Ich denke, dass sich das, wenn man die tatsächlichen Mengen nimmt, nämlich reduziert. Ich esse ja nicht eine Weißwurst zum Frühstück, ein Riesenschnitzel zu Mittag und abends nochmal eine Brotzeit mit Schwarzwälder Schinken und Minibulletten. Wenn eine Person das einmal in der Woche isst, ansonsten aber vegan lebt, hat sie einen kleineren Fußabdruck als ich, die ich drei Scheiben Wurst am Tag esse (und ein Schnapsglas voll fettarmer H-Milch in den Tee tue), dazu noch Käse esse. Wenn bei dieser Person der vegane Kaffee-to-go nicht zählt, obwohl der Einwegbecher große Probleme macht, aber mir jeder Schluck Milch vorgehalten wird, ist das eben nicht korrekt!
Und wenn dann noch gefordert wird, dass wir doch bitte mehr regional essen, aber nicht wirklich differenziert wird zwischen Bioware und regionale, saisonaler Ware, dann ist das auch nicht korrekt. Die Bio-Mango aus Indonesien (oder woher sie auch immer kommt) ist nun mal nicht ökologischer als der Apfel aus dem Alten Land, oder der (Plastik-)Becher Heidelbeeren aus Garbsen. Sie ist nur leckerer …
Meine Biobananen sind auch nicht regional. Sie sind nur ohne Pestizide hergestellt.
Ich finde es auch sehr bedenklich, wenn dann noch 20 % meines Fußabdrucks als „Grundrauschen“ hinzuaddiert werden.
Nächstes Problem: Wohnen. Ich sollte doch in eine um ein Drittel kleinere Wohnung ziehen … Halloooo? Ich bewohne eine Altbauwohnung. Will heute keiner mehr. Deswegen heize ich auch höher, denn meine Wärme geht zunächst mal nach oben und durch die nicht sonderlich gut isolierten Fenster und Wände. Um in eine kleinere Wohnung zu ziehen, müsste zunächst mal die kleinere Wohnung existieren. Da sie das nicht tut, muss sie neu gebaut werden. Und wer ist beim Bauen ein großer Umweltsünder? Beton ..
Das ist doch alles nicht realistisch, dieser Fußabdruckrechner. Ich werde weiterhin meine Scheiben Wurst auf mein Brot auf die Arbeit nehmen und meinen (nicht aus der Region stammenden) Tee mit Kuhmilch versehen.
Solange Veganer, die im Winter auch nicht von eingelegtem Kohl und Grünkohl leben wollen, weil es regional und saisonal nichts anderes gäbe, ihre Obst- und Gemüsevielfalt importieren, kann ich auch mein Schwein vom Bauer Janssen aus Ostfriesland aufessen. Und ich erwähnte es schon mal:
Ich lebe nicht in einer Region, die mit vielen Sonnenstunden im Winter gesegnet ist. Wir haben ein Vitamin D-Problem und ein Vitamin B 12 Problem. Und bevor ich zur „bösen Chemie“ greife, esse ich lieber tierische Nahrungsmittel.
Freut Euch, ich bin schon 50, ich lebe nicht mehr so lange …