Monatsarchiv: Februar 2016

Deutscher Horror Lieferant

Und wieder ist es geschehen – ich habe ein Päckchen bei Amazon bestellt, es sollte am Donnerstag ausgeliefert werden, als ich arbeitete, also nahm es der Paketbote wieder mit und lieferte es (angeblich) bei der Filiale ab. Ich bekam sogar eine Karte darüber!

Heute nach Dienst ging ich daher los, meine Sendung abholen (Juchhu, endlich der letzte Band von Pratchett, auch Fingerhut-Sommer wartete auf mich – ich war schon ganz frohgemut – ich hätte es besser wissen müssen!)

Ich stelle mich in die lange Schlange. Hinter mir eine Frau mit einem sehr quirligen blonden Mädchen, das das Konzept Schlange STEHEN noch nicht begriffen hatte (Alter geschätzt 4). Aber ich war eh hundemüde, nach nur 3 1/4 Stunden Schlaf, da störte mich das Blag nicht so.  Ich reichte als ich dann endlich dran war, mein Kärtchen rüber. Die Dame ging auch pflichtbewusst nach hinten … und ich wartete … und wartete … und wartete …

Als sie wiederkam, war kein Paket in ihren Händen.

„Kann kein Paket finden, habe jedes vorhandene Paket umgedreht!“

SEUFZ .. nicht schon wieder, DHL. Sie gab mir den Tipp, in einem Paketshop in der Nähe mein Glück zu versuchen, ich versuchte es sogar noch bei der Paketbox im Vorraum – beides negativ.

Kein Buch. Kein Päckchen. Ich werde Amazon Bescheid geben – und meine nächste Lieferung geht über Hermes. Ich habe die Geduld mit diesem Laden hier verloren! Ich kam rein ins Haus, holte Post aus dem Briefkasten, waren noch zwei andere Hausbewohner da. Einer vermisste auch ein Paket – es sollte bei irgendeinem Nachbarn sein (ich hatte die Leute unten gefragt, keiner hatte eine Sendung für mich). Und meine Nachbarin hatte dieses Paket auch.

Meine Sendung? Fehlanzeige. Auch der erste Stock also nix.

Langsam krieg ich die Motten. Ich bin so sauer, den nächsten Paketboten könnt ich … aber ich tus dann nicht, ich will sie ja nicht verjagen. SO GEHT DAS TROTZDEM NICHT WEITER!

Punkt, Punkt, Punkt – (9) – Freude

Ja, also – heute wieder ohne Bild. Freude im Bild festzuhalten ist gar nicht so einfach. Und erschwerend kommt hinzu: Ich fotografiere selten Personen.

Aber wir wissen ja alle, dass es verschiedene Arten von Freude gibt, die stille Freude, die reine Freude – und die Schadenfreude.

Und auch wenn wir es alle nicht gern zugeben – schadenfroh sind wir alle.

Das fängt an im Kindesalter, wenn man sich bei Märchenvorlesen darüber freut, wie der Teufel so schön ausgetrickst wird.(Der Teufel mit den drei goldenen Haaren, z.B.)

In meiner etwas späteren Kindheit war eine große Show nur mit Schadenfreude beschäftigt: Verstehen Sie Spaß? (Heute gibt es dann die ganzen Shows, die Amateuraufnahmen mit lauter kleinen Unfällen zeigen.)

Und seien wir ganz ehrlich: Wenn man selber von einem Auto bedrängt wurde und es endlich vorbei zog – wem ist dann noch nicht der sprichwörtliche Reichsparteitag abgegangen, wenn man eben diesen Fahrer in einer Polizeikontrolle am Straßenrand wieder sieht?

Sogar in die Sprichwörter hat es die Schadenfreude geschafft: Schadenfreude ist die schönste Freude.

Und ein kleines Schmankerl am Rande: Obwohl die englische Sprache durchaus ihre eigenen Worte dafür hat, hat es schadenfreude ins Englische geschafft!

 

Grenzen ziehen – und beachten

In der Zeit las ich letzthin:

Eltern sollten ihre Kinder auch mal allein lassen – vor allem in den social networks. Vor allem, wenn diese Kinder wie der im Artikel angesprochene 15jährige Sohn, lieber beim Vater als bei Muttern wohnen möchte. Wenn Mutti jetzt nicht loslässt, wird sie ihn ganz verlieren.

Da war dann noch die Mutter eines Studenten, die seine Katzen in der WG während seines Urlaubs versorgen sollte – und gleich ganz einzog. Das passte den Mitbewohnern natürlich nicht. Und so ließen sie die Dame mit Polizei aus der Wohnung entfernen, zumal die ihren Ehemann noch in die Wohnung lassen wollte. Nein, das WG-Zimmer eines Kindes ist NICHT ein erweitertes Kinderzimmer! Privatsphäre!! Nur Katzen versorgen, nicht drin rumschnüffeln und es sich schon gar nicht gemütlich machen! Das ist ein erwachsener junger Mann; Mutti kann sich da doch nicht plötzlich breit machen!

Wieviel einfacher müssen es da die Kinder haben, deren Mütter ihre Kinder zwar lieben, aber das Muttersein nicht so? Die werden sich doch nicht so aufdrängen in das Leben ihrer Kinder, oder?

Mann, ich bin schon froh, dass mich das alles nicht berührt. Ausnahmsweise mal alles richtig gemacht.

 

 

 

Punkt, Punkt, Punkt – (8) – Schlitten

So, eigentlich hatte ich mir vorgenommen, dieses Mal eine Geschichte von mir zu veröffentlichen, den Weihnachtsmannschlitten … aber mir ist dann ja doch noch ein Foto in die Hände gefallen – Glück gehabt. Da ich mich schon so oft vor Fotos gedrückt habe, musste die Geschichte ausfallen.

Ich könnte auch einfach sagen, das Foto zu finden hat mir erspart, die Geschichte überarbeiten zu müssen. Erstmal hätte ich sie finden müssen (ich hab sie mal auf dem Computer gehabt, aber nicht auf diesem). Dann hätte ich sie editieren müssen (schließlich ist so ein Rohentwurf nichts fürs Internet) und zum Schluss hätte ich sie hier noch eintippen müssen, weil ich kein Word auf dem Rechner habe … und wie Ihr wisst, siegt bei mir die Faulheit immer.

Ich suchte in meinem Kinderfoto-Album nach einem alten Schnappschuss von mir, wo ich mit einer roten Mütze im blauen Anorak auf einem Schlitten sitze – aber ich habe zwar Fotos mit roter Mütze gefunden, aber ohne Schnee – und ohne Schlitten. Soviel zu Erinnerungen.

Also musste ich zu einer List greifen, um Euch heute ein Foto zu präsentieren. Da man im Deutschen ja auch gern das Auto als „Schlitten“ bezeichnet (wenn auch meist nur Sportwagen), stelle ich Euch mein erstes Auto vor, einen Polski-Fiat:

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Die Person ohne weitere Abdeckung bin ich. Das weiße Auto war auf meine Oma zugelassen, aber ich fuhr es. Es war auf dem Lande (Ihr seht den Bauernhof im Hintergrund? Mit den Schweinen auf der Wiese?) ein sehr wichtiges Verkehrsmittel für mich, die ich bis dahin nur Bus fuhr – oder Fahrrad. Dann machte ich meinen Führerschein und ab dann war die Welt für mich etwas größer. Ich erledigte von nun an auch mal einen Einkauf für meine Großeltern, weil unser Aldi damals in dem Ort lag, in dem ich die 13. Klasse besuchte. Unser Dorf (mit immerhin ca. 1500 Seelen) hatte eine kleine Drogerie, einen Bäcker – beide mit Lebensmitteln, aber nur kleine Geschäfte. Unten weiter im Dorf lag noch ein Laden, ebenso klein, und oben in der Siedlung, das war dort, wo meine Großeltern ihr Häuschen hatten, lag noch ein Tante-Emma-Laden, der sich als Selbstbedienungsladen verkleidet hatte (es war ein winziges Geschäft, gehörte zu einer Kneipe, die dahinter lag und in der wir Familienfeiern feierten, wie die Hochzeit der Stiefschwester meiner Mutter oder meine Konfirmation).

Aber mit dem Auto konnte ich dann auch noch Freunde nach der Schule besuchen, die nicht bei uns im Dorf wohnten (da waren meine Schwester und ich nämlich die einzigen, die zu dieser Schule gingen), ich konnte ins Kino fahren (das lag in der Kreisstadt und ohne Auto war ein Kinobesuch nur möglich, wenn einen jemand abholte bzw. mitnahm) und die unregelmäßigeren Schulzeiten der Oberstufe ließen sich für mich so auch leichter bewältigen!

Daher heute mein Schlitten – ein Stück Emanzipation. Mein Großvater, Jahrgang 1910 und hier auf dem Bild nur mit verdecktem Gesicht zu sehen (Datenschutz, auch wenn er schon seit 1998 verstorben ist), war in gewisser Hinsicht ein großer Verfechter der Emanzipation:

Er bestand darauf, dass meine Schwester und ich Abitur machten, er bezahlte den Führerschein (er bestand auch darauf, dass meine Oma, als sie heirateten, den Führerschein machte – das war noch viel ungewöhnlicher, 1957!), er hat nie gesagt, wir müssten ja nichts lernen, weil wir sowieso heirateten – und er zog meine Schwester und mich zu handwerklichen Sachen heran. Ganz selbstverständlich. Da kann man ihm fast verzeihen, dass er uns lieber mal im Kleid oder Rock sah (was ich immer gehasst habe).

Bevor ich allein mit meinem „Schnucki“ (das erste Frauenauto hat wohl immer einen Namen) Ostwestfalens Straßen unsicher machen durfte, musste ich übrigens Radwechseln lernen – diese Art Schlitten fährt nun mal nicht auf Kufen oder Schienen. Und das war auch gut so – ich hatte nämlich prompt einen Platten zwischen 5 und 6 Uhr morgens, auf dem Weg zum Studentenjob – mitten in der Pampa!

Batteriewechseln kann ich übrigens auch.

Aber mein Auto hab ich inzwischen abgeschafft. Nach dem Polski Fiat  (zwei Anfänger hintereinander haben die Kupplung ordentlich strapaziert, auf der letzten Fahrt haben wir dafür gesorgt, dass der Anlasser mitlief – und da wir nicht wussten, was das für ein Geräusch war, fuhren wir munter nach Hause … keine gute Idee!), hatten wir einen Panda; erst sie, dann ich. Der hielt wesentlich länger, war 11, als ich ihn abstieß, da einen neuen Katalysator einzubauen den Wert des Autos überstiegen hätte – der alte war einfach weggerostet und die ASU stand an …

Und mein letztes Auto, das ich nach guter alter Tradition in der Familie weiterreichte, war ein Fiat Punto. Das war ein Neuwagen, da ich vom eigentlichen Autoreparieren nichts verstehe und ein zuverlässiger Gebrauchter meine Mittel überstieg – der Neue war leichter zu finanzieren. Und ich fuhr ihn 11 Jahre, dann bekam ihn meine Nichte, die ihm einen Namen gab (erstes Auto …) und ihn derzeit noch fährt. Das Auto ist jetzt 16! Ein FIAT: Fehler in allen Teilen. Für Italiener ausreichende Technik. Oder auch Fahr ihn auf Tempo!

Meine Kusine, Tochter der oben erwähnten Stief-Tante, die es erst mit einem deutschen Gebrauchten versuchte, hat übrigens beim ersten eigenen Neuwagen auch zum Fiat gegriffen, das wurde dann ein Fiat 500. Wir sind also eine Fiat-Familie. Obwohl unsere Seite der Familie zumindest vermutlich KEIN italienisches Blut in den Adern hat. Bei der Kusine weiß ich es nicht so genau, sie hat einen österreichischen Großvater. Andererseits kann man das bei uns auch nicht so genau sagen … s. mein Beitrag zum Thema Heimat.

Und noch eines: Meine Schwester hat Autofahren immer gehasst – und ich fahre auch nicht wirklich gern. Daher bin ich ja froh, dass ich seit 2011 auf ein eigenes Auto verzichte und mich seit noch nicht ganz 5 Jahren auch nicht mehr hinters Steuer setzen musste. Meinen Führerschein habe ich aber noch. Der war mühselig genug ergattert – ich habe wie meine Nichte drei Anläufe zur Prüfung gebraucht. Ist also besser so, wenn ich nicht mehr fahre.

So, und nun mache ich mal ein Punkt, schließlich habe ich kein Auto mehr, um damit fortzufahren 😛

 

Fehl-Benenung

Ist Euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass Schaukelstuhl und Schaukelpferd eigentlich keine Schaukeln sind? (Eine Schaukel ist ein Hängesitz, mit dem man hin- und her schaukeln kann.)

Nehmen wir uns nun das Schaukelpferd vor (beim Schaukelstuhl ist es ja genauso)

Ein Sitz. Ja.

Hin- und her schaukeln? Mit einer Drehbewegung des Körpers das Schaukelpferd/den Stuhl in eine Bewegung bringen? Ja.

Aber – Hängesitz?

Wohl kaum.

Ist es dann eher eine Wippe? Eine Wippe wird von Wikipedia aber als Schaukelgerät definiert … was nicht zur Wikipedia-Definition von Schaukeln passt. Eine Wippe dreht sich über einem Lager. (Physiker mögen mir diese vereinfachte Darstellung verzeihen).

Bei einem Schaukelpferd/-stuhl ist dieses Lager durch die Rundung der Aufstellfläche gleich mit eingearbeitet. Man wippt eigentlich mit einem Schaukelpferd.

Wie ich auf so etwas komme? Bin kränkelnd – da passen kranke Gedanken wie dieser.

Die klassischen Wippen wurden auf deutschen Spielplätzen durch Schaukel-Tiere (Schaukelpferd auf einer Feder) ersetzt – obwohl diese eine größere Verletzungsgefahr haben. Aber – in Zeiten der Ein-Kind-Familie ist es einfach nicht mehr so einfach, den zweiten Sitz auf der klassischen Wippe zu besetzen.

Und der Jahrmarktklassiker Schiffsschaukel? Hängt auch nicht lose – die Sitze beim Kettenkarussel schon … Dort darf man aber nicht hin- und her schaukeln.

 

Punkt, Punkt, Punkt – (7) – Heimat

Dies ist etwas, das ich nicht wirklich mit einem Foto füllen kann. Aber dieses Blog ist eh wortlastig. Und Fotos nehmen auch nur Speicherplatz weg – und ich habe doch nur ein kostenfreies Blog mit begrenztem Platz für Medien.

(Ach, ich immer mit meinen Entschuldigungen.)

Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm wurde Heimat 1877 erstens definiert als „das land oder auch nur der landstrich, in dem man geboren ist oder bleibenden aufenthalt hat“, zweitens als „der geburtsort oder ständige wohnort“; an dritter Stelle wurde hinzugefügt: „Selbst das elterliche haus und besitzthum heiszt so, in Baiern.“

Gezeugt in BADEN, von einem Mann, der aus einer Familie von SCHWABEN kommt (einer meiner Urgroßväter hatte in seiner Geburtsurkunde stehen: „Ein echter und rechter Schwabe“) mit einer geflüchteten OSTPREUSSIN (geboren vermutlich in Königsberg), wurde ich geboren im BERGISCHEN LAND, getauft aber wieder mit Dreisamwasser, bin aufgewachsen und zur Schule gegangen in OSTWESTFALEN-LIPPE, studierte HIER, bin durchgefallen auch hier, habe neu begonnen, hier, bin in die KURPFALZ zwangsumgesiedelt worden dreimal für diverse Monate – dann zurück und in die SÜDHEIDE (sozusagen wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen) verfrachtet worden, schließlich Ende 2000 zurück gekehrt in diese Stadt;  und doch bin ich mir schmerzlich bewusst, dass ich keine „von hier“ bin.

Bin ich also wie mein Vater, ein Badener mit Schwäbischen Wurzeln? Dreimal kurz gelacht – ich bin nicht fähig, die Leute aus Baden zu verstehen, oder gar die aus Schwaben. Die Aufenthalte in Baden kann ich an den Fingern einer Hand abzählen.

Dann bin ich, wie meine Mutter, das Findelkind, das plötzlich, mit zwei Jahren, in Baden auftauchte, eine verkappte Ostpreußin? Nachgeboren, in diesem Fall? Ich wuchs zwar in einem Ostpreußen-Haushalt auf, aber ich lernte auch nicht das Ostpreußische Idiom. Und wenn auch für meinen (vermutlichen) Großvater und seine Geschwister die verlorene Heimat Ostpreußen war, für mich wurde das kleine Dorf im ERMLAND dies nicht.

Was also ist meine Heimat? Der Ort, an dem ich geboren wurde, den ich aber mit 5 Jahren verließ? Der Ort mit der hässlichsten Wallfahrtskirche der Welt? Von dem ich nur weiß, dass das Krankenhaus, an dem ich zur Welt kam (unter lautem Protest meiner Stiefgroßmutter, die ausrief: Oh Gott, das Kind ist rothaarig!) mittlerweile  eine Flüchtlingsunterkunft ist? (Wie passend 😉 )

Dann bestimmt doch die Region, in der ich zur Schule ging, und immerhin 13 Jahre meines Lebens verbrachte, sehr prägende Jahre? Nicht, wenn es nach den „Ureinwohnern“ dort geht. Für die Ost-Westfalen ist jeder Zugewanderte (sprich, wer nach dem Gr0ßen Vaterländischen Krieg dazu kam -also nach dem letzten, der gewonnen wurde, schätze ich, so genau definierten sie das nicht – also nach 1870/71) kein Ost-Westfale, frei nach dem Motto: Nur weil die Katze ihre Jungen im Pferdestall bekommen hat, sind es noch lange keine Fohlen. Und ich bin ja nicht mal dort geboren.

Dieses „Fremdsein“ hat sich mir eingeprägt.

Dann vielleicht hier, diese Stadt, in  der ich, mit Unterbrechungen, seit meinem Abitur lebe – also seit 1987, schon fast 3o Jahre. Nach der ich mein Blog benannt habe? Aus der ich Postkarten über Postcrossing in alle Welt verschicke?

Nein – man hört mir immer noch an, dass ich nicht von hier bin. Und Sprache ist Identität.

Teich

und Teig

klingen bei mir gleich.

Nicht so bei einem Hannoveraner.

 

Daher bin ich heimatlos.

Ein Zuhause habe ich natürlich. Mehr als nur ein Obdach. Nur eben keine Heimat. Da kann ich noch so sehr mit den Roten im Abstiegskampf zittern, die kulturelle Szene der Stadt verfolgen und diese Stadt promoten.

Und wer ist daran schuld? Die Nazis … Ohne sie gäbe es mich zwar nicht, weil meine Mutter dann nicht in Baden aufgetaucht wäre, aber dann wäre meine Mutter eben auch nicht heimatlos gewesen, hätte nicht ihrem (vermutlichen) leiblichen Vater hinter her ziehend mich in Neviges bekommen und wäre dann anschließend mit ihrer Familie nach Ost-Westfalen gezogen.

So, nun wisst Ihr, warum ich auch heute kein Photo für Euch von meiner Heimat habe. Wie soll ich etwas fotografieren, das es nicht wirklich gibt?

Öffentlicher Personen-Beinah-Verkehr

Liebe Üstra.

Ich nutze dich werktäglich, gelegentlich auch mal am Wochenende. Ich fahre zur Arbeit mit dir – oder auch nicht, wie es heute beinahe passiert wäre.

Erst ließest du mich an meiner Bushaltestelle stehen, ein Bus kam gar nicht, der nächste war auch (leicht) verspätet …

Dann stieg ich um, wollte meine Bahn stadtauswärts zur Dienststelle nehmen. Und bekam zu lesen: Derzeit Busersatzverkehr. Für alle VIER Linien … Wenn es nicht geregnet hätte und so windig gewesen wäre, hätte ich mich zum Laufen motivieren können. Aber es war nass und kalt und ich stand ja schon an der Bushaltestelle eine Viertelstunde (wovon nur 10 Minuten auf dein Konto gehen, der Rest war einfach schlechtes Timing von mir).

Ich bin also wieder hoch (und das bedeutet an meiner Umsteigestation Treppen steigen, da nur EIN Aufzug vorhanden ist, und der ist auch noch ewig langsam). Frühsport war damit auch abgehakt (ich bin nicht sportlich).

Dann schaute ich mich mit allen anderen VPs (verhinderten Passagieren) um: Wo fuhr denn nun der Ersatzverkehr? Uhm … Haltestelle des Busses, aus dem ich gerade ausgestigen war? Uhm … nein! Stattdessen fuhr der Bus von der kreuzenden Straße ab – also einmal über die Straße, um dem Bus hinterher zu winken! Der Fahrer sollte sich ja nicht vernachlässigt fühlen.

Das war der Punkt, an dem ich mir dachte, ich geh besser wieder nach Hause. Bin ich dann aber nicht, sondern habe mir einen Kakao geholt, den beim Bäcker getrunken, dann bin ich, weil ich keinen weiteren Bus mehr sah, wieder runter – und siehe da, die Bahnen fuhren wieder. Irgendwann … mit etwas Geduld kam ich dann doch noch zur Arbeit.

Du, liebe Üstra, schuldest mir jetzt die € 2 für den Kakao (fürs Wiederaufwärmen, weil ich zweimal in Regen und Kälte stand) und 45 Minuten Lebenszeit.

Da es sich hier nicht um einen Streik, nicht um eine Wetterkatastrophe und nicht um einen Unfall handelte, sondern um einen technischen Fehler einer bereits NACHTS ausgefallenen Bahn, s. HAZ-Artikel dazu (auf deiner Seite war die Ursache ja nicht zu finden) wüsste ich jetzt gerne, wohin ich mich mit meiner Rechnung wenden muss.

Mit freundlichen Grüßen

FranHunne

Punkt, Punkt, Punkt, (6), Herzensbücher

Na, das sollte mir eigentlich nicht schwer fallen, in einem Haushalt voller Bücher ein gescheites Foto zum Thema Herzensbücher zu machen. Mmmh mal sehen …

Aus mir wird in diesem Leben kein Fotograf mehr:

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So viele Bücher, so wenig Platz

Also, was haben wir da:

Im Hintergrund, wie im Alltäglichen Leben einer First-World-Bewohnerin generell stehen zwei Kochbücher.

Das eine, Food fast, begeisterte mich vom Titel schon, hat aber auch das schnellste selbstgemachte Gebäckteilchen im Programm: Apfelblätterteig. (Was natürlich nur eines der vielen schönen Rezepte ist, die alle maximal 20 Minuten brauchen – also, wenn man schnell arbeitet.) Dieses Buch ist sicher das Schönste meiner Schnellkochbücher, ich habe davon aber noch weitere im Regal. Und ja, hin und wieder schau ich auch mal rein *hust*

Das andere Köstliches Gemüse habe ich mal in einem Kalender entdeckt, von den Stadtwerken Neustadt. Dort war auf der Rückseite der Kalenderblätter immer ein nettes Rezept, und ich dachte: Schau doch mal, woher die stammen. Es gibt sowas wie einen „Energie“-Verlag (wie ja auch die Zuckermonopolisten Nordzucker ihre eigene Rezeptbuchreihe herausbringen). Und dieses Buch hat mir mit wirklich schönen Rezepten Gemüse völlig neu eröffnet. Chicoree mit einer Currysoße. Oder mein Liebling, weil so herrlich einfach: Blumenkohl-Tomaten-Spinat mit Käsesoße überbacken … Oh, ich hab auch vorher alles drei an Gemüse gegessen, aber ich wäre wohl nicht auf den Gedanken gekommen, das zu einem köstlichen Auflauf zu verarbeiten – oder ist es mehr ein Gratin? Es ist auf jeden Fall köstlich (und NICHT kalorienarm 😛  )

Davor links, Titel ist nicht zu lesen, Der Kleine Hobbit. Mein erstes Fantasy-Buch. Damals (7. Klasse) tat ich mich schwer mit dem Konzept und musste erst langsam in die Geschichte reinkommen. Dieses Taschenbuch ist ein Nachkauf, das damals habe ich von einer holländischen Klassenkameradin auf dem Gymnasium bekommen (danke Dinie).

Natürlich habe ich auch Den Herrn der Ringe gelesen – und ich find ihn nicht mehr! Die grüne Ausgabe, 1984 zusammen mit einer Freundin gekauft – ich las ihn in 6 Tagen …

Daneben – ein Spielbuch. Nein, nicht über Spiele – zum Spielen. Man liest einen Abschnitt, muss sich dann für eine von mehreren Möglichkeiten entscheiden und erlebt so ein Abenteuer. In diesem Fall im „Haus das Verrückte macht“ (Einen virtuellen Keks für den, der das Zitat erkannt hat.) Ich bin ja im Öffentlichen Dienst tätig, aber dieses Buch ist schon wesentlich älter als meine Verbeamtung.

Nächstes Buch, links, Michael Ende – na, welches kann es sein? Ja, es IST die unendliche Geschichte, dtv-Taschenbuchausgabe – zweifarbig gedruckt! Ein Buch, das ich als Kind las. Eine (angeheiratete) Großtante besserte mit Putzen ihre Rente auf (Mann war früh gestorben) und von ihrem Arbeitgeber brachte sie immer wieder Kinderbücher mit, die dort „übrig“ waren – manche allerdings nur geliehen. Und Die unendliche Geschichte war eine solche Leihgabe (das Buch war bestimmt sehr teuer – es war nämlich ein Festeinband – neudeutsch: Hardcover).

Rechts daneben, einer meiner Liebingssachbuchautoren, weil er so herrlich humorvoll dabei ist: Bill Bryson. Hier liegt seine Shakespeare-Biografie – und er macht sich wunderbar darüber lustig, dass man eigentlich gar nicht weiß, wer denn nun wirklich die Dramen, Komödien und Sonette geschrieben hat.

Wieder nach links, der letztes Jahr am 12. März verstorbene Terry Pratchett. Hier liegt Small Gods, aber ich hätte wirklich beinahe jedes von ihm greifen können. Humor lese ich einfach zu gern, daher auch George Mikes Omnibus (Sammlung von mehreren Büchern) – How to be a Brit. Mit dem kürzesten Kapitel über Sex, das möglich ist:

„Continental people have sex life; the English have hot water bottles.“

(Für Nicht-Englischsprecher: Leute vom Kontinent haben ein Sexualleben – die Engländer haben Wärmflaschen.)

Rechts daneben, unter Bill Bryson, Stanislaw Lem. Der zweite Autor, von dem ich seriell begeistert war. Außer der wirklich guten Kurzgeschichtensammlung „Nacht und Schimmel“ (auch mal eine Gabe, die mich auf dem obigen Weg erreichte, der Name steht noch heute im Buch) habe ich natürlich auch einiges andere von ihm gelesen (Solaris und Eden z.B.) – aber die Kurzform gefiel mir am Besten – und hat es auch über die 3 Jahrzehnte geschafft, nicht verloren zu gehen! Die anderen Ausgaben gab es mal billig nach dem Zusammenbruch der DDR, da Lem in seinen Werken ja durchaus die sozialistische Gesellschaft gefeiert hatte (am Anfang – später wurde er sehr kritisch).

Davor liegt Ben Aaronovitch. Die Flüsse von London ist eher eine Buchreihe für jüngere Leser (nicht Kinder, bitte nicht den Fehler machen! Drastische Szenen und Sex sind enthalten – aber Young Adult – nicht so eine reife Tante wie ich es bin.) Erinnert ein wenig an Lord Darcy. Krimis mit Magie. Zielpublikum: Young Adults. Und bitte: Wirklich Adults. Sex und Gewalt gibt es reichlich.

Nächste Reihe. Hinten steht, stellvertretend für viele Sachbücher, die sich mit dem Georgianischen England beschäftigten (1714 bis 1848) Eavesdropping on Jane Austen’s England. Um einen besseren Einblick in das Leben der Leute in England in der Zeit zu erhalten, hab ich mal angefangen, mir diverse Bücher dazu zuzulegen. Dieses hier ist mein Lieblingstitel dazu. Immer wieder werden dieselben Leute zitiert (aus ihren Briefen oder Tagebüchern) – und geben so einen Einblick ins alltägliche Leben der Zeit. Manches wird aus den verschiedensten Perspektiven geschildert (englischer Geistlicher, deutscher Reisender) – und sehr viele Aspekte des Lebens werden abgehandelt. Nicht alle so ausführlich, wie ich es gerne hätte. Leider. Aber dann wäre das Buch vermutlich zur Trilogie geworden – und wer hätte das dann noch gekauft.

Auf dem Foto versteckt unter dem Buch mit den Kurzgeschichten liegt einer meiner Lieblingsautoren, Jasper Fforde. Die Thursday Next-Reihe geht herrlich respektlos mit den Klassikern um, mir persönlich gefiel auch die Nursery Crime-Reihe – aber meinen Freunden war das dann eine Spur zu abgehoben (und nicht im elitären Sinne, mehr im Sinn von verdreht, verworren). Jasper Fforde hat noch eine Dragonslayer-Serie am Start (die ich noch gar nicht kenne).

Davor liegt, wenn man so will, Jane Austen-Fan Fiction. Nur – besser als Fan Fiction. Kurzgeschichten, inspiriert von Jane Austen. Einige mit Miss Austen als Heldin, einige mit Helden aus ihren Romanen – und andere, in der Jetztzeit angesiedelt, die einen Plot oder ein Motiv aufgreifen.

Damit kommen wir zu der Reihe, die rechts am Rand den Rücken präsentiert: Ein schöner Rücken kann auch entzücken.

Ehm Welk, die Gerechten von Kummerow. Eigentlich wollte ich die Heiden von Kummerow dorthin stellen, aber das alte Taschenbuch, das ich schon durch die nicht gerade sanften Hände meines Vaters ging (er hat Taschenbücher misshandelt, sie mit ins Bad genommen, mit dem Rücken nach oben aufgeschlagen auf den Tisch gelegt etc.), ist gerade verschollen. Die Gerechten von Kummerow ist der Nachfolgeband. Dieses Buch habe ich mal antiquarisch gekauft (ja, kommt auch vor) und der Ton dieser Geschichte ist nicht mehr so unbekümmert. Die Kummerower jedenfalls gehören für mich zu einem Teil meiner Kindheit, der Sonntagnachmittags-Familienfilm, gemeinsam gelesene Bücher (ok, nacheinander gelesen).

Daneben steht ein echtes Herzens-Buch. Eine kleine, aber feine Romanze von Georgette Heyer. Von einer Freundin mal in den 90ern angefixt, habe ich diese Perle spät entdeckt. Aber The Convenient Marriage (auf Deutsch: Die Vernunftehe) mit seiner lispelnden, 17jährigen Heldin, die ihren mehr als doppelt so alten Ehemann von seiner Geliebten weglotsen will, dabei in die lustigsten Abenteuer kommt und sich von ihrem spielsüchtigen Bruder immer mal wieder helfen lassen muss – sehr lustig. Und der Ehemann ist COOL.  Ich verstehe, warum sie den nicht teilen möchte.

Kontrastprogramm – Die Stadt der Kinder. Links, Hippie, antiautoritär. Diese Gedichtsammlung für Kinder aus den späten 60ern enthält Sachen, die man eindeutig dieser Zeit (oder den frühen 70ern) zuordnen würde. Aber sie enthält eben auch so kleine feine Edelsteine wie:

Ein Murmeltier zum Murmeltier

wie wär’s mit einem Murmelbier

Gleich hier bei mir

Ein Murmelbier, zwei Murmelbier

drei Murmelbier, vier ..

Seither gibt’s bei den Murmeltieren

vom vielen Murmelbierprobieren

nur Milch zum Brot –

und Bierverbot.

Auch dieses Buch stammt aus der Sammlung des ehemaligen Arbeitgebers meiner verstorbenen Großtante.

Daneben findet sich auch bei mir ein Reiseführer, wie Frau Tonari mag ich Reiseführer, nicht nur die ironischen (s. George Mikes – übrigens Mikesch auszusprechen, nicht Maiks – der Mann ist aus Ungarn eingewandert). Und mein Lieblingsreiseland ist Großbritannien.

Und das letzte Buch das mit dem Rücken zu uns steht ist ein amerikanisches – eine Sammlung von Gedichten und Kurzgeschichten von Dorothy Parker. Diese berüchtigte Autorin Nordamerikas ist mit ihrem Sarkasmus, der auch vor der eigenen Person und dem eigenen Geschlecht nicht Halt macht, sicher auch ein Herzensbuch, vor allem, wo sich viele ihrer Gedichte um genau das Thema Herz drehen.

So, und nun habe ich die Spannung lange genug hoch gehalten, da liegt noch eine abgegrabbelte Kladde. Ein Buch zum Selberschreiben. Und genau darum ist es ein Herzensbuch – ich liebe es, mich dort immer mal wieder auszutoben. In mein Blog kommen Glossen, oder manchmal Reportagen. In diesem Buch tobe ich meine kreative, fiktionale Seite aus. Es ist auch nur EINES von mehreren.

Wie Ihr seht, hat mein Herz viele Seiten.