Die Präsidentin der niedersächsischen Ärztekammer hat Angst vor Schamanen, Voodoopriestern und Quacksalbern.
In der HAZ, gestriger Leitartikel:
Kammer fordert strengere Regeln für ausländische Ärzte
Mediziner aus Nicht-EU-Staaten sollen das deutsche Staatsexamen ablegen.
Grundsätzlich erstmal finde ich an Qualitätssicherung auch nichts auszusetzen. Aber wer denkt, dass alle anderen Staaten außerhalb der EU keine ordentliche medizinische Ausbildung leisten, verfällt einer gewissen Arroganz. Nicht, dass dies in deutschen Arztpraxen ein neues Phänomen wäre (siehe meine Debatte zu wer darüber entscheiden dürfen sollte, wann eine Frau sich sterilisieren lässt).
Ich frage mich daher, wieso es eigentlich fast immer nordamerikanische Mediziner sind, die Nobelpreise in Medizin erhalten, und was an Ärzten aus der Schweiz oder aus Norwegen auszusetzen wäre (beides sind keine Mitglieder der EU!)
Und mit welchem Recht spricht Frau Dr. Wenker Ärzten aus Indien, China, Russland, Südafrika, Ägypten, Australien, Neuseeland oder Brasilien und Argentinien ab, dass sie eine deutschen Standards genügende Ausbildung erhalten haben? Brasilianische Schönheitschirurgen sind deutlich geübter als ihre deutschen Kollegen.
Das Problem, das ich bei Ärzten aus dem Ausland eher sehe, ist ein Verständigungsproblem. Da Ärzte in ihrer Ausbildung aber nachweislich eine gewisse Fähigkeit nachgewiesen haben, Informationen in ihrem Gedächtnis zu speichern, ist das allenfalls ein temporäres. Und eine Zulassung bekommt man doch sicher auch nur nach einem entsprechenden Sprachnachweis (jeder, der an einer deutschen Uni studieren will, muss schließlich auch B 2 nachweisen).
Meine Augenärztin hatte bereits eine Praxis in Hannover , als ihre Heimat noch nicht zur EU gehörte, sie stammt aus dem Baltikum. Sie sprach schon damals fließend deutsch – wenn auch mit starkem Akzent, den sie in all den Jahren nicht verloren hat.
Nein. Frau Dr. Wenker – ich denke, ihr EU-zentrisches Gehabe mit der Forderung, alle mögen doch noch einmal ein Staatsexamen ablegen, ist nicht zielführend. Jedenfalls nicht, wenn es tatsächlich um Qualitätssicherung geht. Es ist einfach nur arrogante Anmaßung („Wir – EU- sind der Standard der Welt“). Ja, es mag den einen oder anderen nicht gut ausgebildeten Arzt aus einem Nicht-EU-Mitgliedsstaat geben, wobei viele der Ärzte aus echten Entwicklungsländern vermutlich eh im Ausland und nicht in ihrer Heimat studiert haben. Und nur mal so am Rande – es gibt auch schlechte deutsche Ärzte.
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