Monatsarchiv: August 2018

Mal wieder die Werbung -oder was sich dafür hält

Ein schönes Beispiel, wie man nicht werben sollte ist von den „dreien mit der Mütze“ produziert worden. Leider lädt das Foto nicht hoch, ich beschreibe es daher mal kurz:

Man sieht eine junge, weibliche, knackige Rückseite in kurzen Jeans beim Übersteigen eines Zaunes, der über Kopf hoch ist und dessen obere Stange noch mit (nicht sehr) Spitzen einen festen Griff zum Hochziehen verhindern soll. Neben diesem weiblichen Unterteil sieht man den Kopf eines jungen Mannes und rechts unten in der Ecke den Werbenden (die Telekom), die mit dem Spruch wirbt: „Zusammen geht mehr“.

Was soll mir diese Werbung sagen?

Dass die Telekom zum Hausfriedensbruch aufruft? Dass die Telekom  mehr Leute dazu auffordern möchte, eigentlich zu bezahlende Dienste kostenfrei in Anspruch zu nehmen? (Erschleichung von Leistungen)

Liebe Telekom – nein, so geht es nicht. Gar nicht. Ich weise dezent auf § 111 StGB hin:

(1) Wer öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) zu einer rechtswidrigen Tat auffordert, wird wie ein Anstifter (§ 26) bestraft.
(2) Bleibt die Aufforderung ohne Erfolg, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe. Die Strafe darf nicht schwerer sein als die, die für den Fall angedroht ist, daß die Aufforderung Erfolg hat (Absatz 1); § 49 Abs. 1 Nr. 2 ist anzuwenden.
Hausfriedensbruch ist eine rechtswidrige Tat. Und die Werbung ist öffentlich, ich fand diese in einer U-Bahnstation.
Jaaa – ich weiß, da werden die Juristen der Telekom sich rausreden, hier wollte doch nur jemand aufs eigene Gelände, nachdem man den Schlüssel verloren hat …
Aber der Eindruck wird hier nicht erweckt! Niemand lacht, wenn er gerade seinen Schlüssel verloren hat.
Wirklich, ihr solltet diese Kampagne beenden.

Verlassene Flaschen – auch außerhalb Hamburgs

Monstermeute und Zeuchs hat eine hübsche Rubrik, die ich aus gegebenem Anlass einfach mal ausleihe: Verlassene Flaschen.

Eine solche fand ich nämlich auch während meiner Abwesenheit:

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Diese rotköpfige Schwarzfahrerin fand ich im ICE auf der Strecke von Hamburg nach Kiel. Sie hat ihren Anschluss in Hamburg verloren und ist einfach weiter gefahren ohne ein entsprechendes Ticket zu besitzen. Ich mochte sie nun nicht stören, daher hab ich mich ihr nicht genähert, sie hat vermutlich einfach den Ausstieg in Hamburg verschlafen. Es kann jedenfalls nicht daran gelegen haben, dass sie voll gewesen wäre, sie kam mir eher völlig ausgesaugt vor.

Heute in den Nachrichten

600 Leute sprachen gestern mit ihrem Oberbürgermeister. Einer beklagte sich darüber, dass es nicht hinnehmbar sei, dass er Angst haben müsse, wenn er abends von der Arbeit komme.

Ein anderer wollte die Berichterstattung der Medien nicht hinnehmen, die hätten „das doch hochgekocht“ – und meinte damit die Berichterstattung über die rechtsradikalen Ausschreitungen, nicht etwa die über den Mord an einem 35-jährigen mit deutscher Staatsbürgerschaft, verdächtig sind (noch gilt die Unschuldsvermutung) zwei nicht deutsche Staatsangehörige, die sich bereits in der Untersuchungshaft befinden. (Wo ist da eigentlich die Aussage „Bin ich froh, dass sie den haben“, die bei jedem Deutschen Triebtäter kommt, weil man trotzdem davon ausgeht, trotz aller Berichte, dass dieser Täter eben ein Einzelfall ist.)

Ich stimme dem zweiten halb zu. Die Medien haben das hochgekocht, das mit dem Mord – die Angstmacher würd ich sie nennen. DIE deutsche Boulevardzeitung gefiel sich mit Viertelseiten-großen Lettern in denen sie das Wort MORD fasste. Daher sehe ich einen direkten Zusammenhang zwischen der Berichterstattung und der Angst!

Solang die Bürger sich nicht davon frei machen, ihren Gefühlen mehr Glauben zu schenken und ihre Gefühle für WAHRER empfinden als die Fakten (ja, Statistiken kann man fälschen, aber im Bereich Mord/Totschlag/Tötung ist da wenig Spielraum in der offiziellen Polizeistatistik), solange werden sie IMMER mehr Angst haben, als sie müssen.

Quelle für die folgenden Aussagen:

PKS Bundeskriminalamt, 2017, 

https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/PolizeilicheKriminalstatistik/2017/pks2017Jahrbuch4Einzelne.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Und

https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/PolizeilicheKriminalstatistik/2017/pks2017Jahrbuch2Opfer.pdf?__blob=publicationFile&v=3

Das erste ist eine Publikation über einzelne Straftaten, das andere ist die Opferstatistik.

In dieser steht:

„die deutschen Opfer mit 77,5 % (781.861 Opfer)

…  nichtdeutschen Opfern (22,5 %)“

Und jetzt schauen wir uns mal an, wie sich die Einwohnerzahl aufteilt:

Wir haben 81 Millionen Einwohner in Deutschland, davon sind 17 Millionen Leute mit keinem deutschen Pass. Das sind 20.9 Prozent Leute, die entweder selber Ausländer sind. Und 22.5 % der Opfer sind Ausländer. Eine geringe Diskrepanz, die überdurchschnittlich viele ausländische Opfer hat.

Kommen wir jetzt zu den Tatverdächtigen:

1.375.448 Deutsche 599.357 Ausländer (ohne ausländerrechtliche Verstöße, also Verstöße gegen Aufenthaltsbestimmungen). Bei beiden Gruppen hat sich die Zahl zum Vorjahr 2016 verringert. Ja, Tatverdächtige sind zu 33 % Ausländer.

Quelle auch hier wieder die offizielle Polizeistatistik.

Was kann ich daraus ersehen? Dass die Gefahr Opfer einer Straftat zu werden, für Ausländer höher ist, als für Einwohner. Und dass mehr Ausländer als Deutsche (relativ gesprochen) einer Straftat VERDÄCHTIGT werden (ein Fall wird immer dann gezählt, wenn die Akte bei der Polizei ausermittelt ist und an die Staatsanwaltschaft abgegeben wird, weil der Polizei die Verdachtsmomente nach der Ermittlung ausreichen). Das kann, muss aber nicht bedeuten, dass Ausländer mehr Straftaten begehen – dass sie überproportional oft verdächtigt werden, kann auch daran liegen, dass gewisse Vorurteile eine Rolle spielen. Dass auch unsere Polizei-Beamten nicht immer neutral sind da Vorurteile wirklich JEDER hat (nicht nur jeder Polizist, nein, JEDER hat Vorurteile!), ist ja nicht erst seit dem derzeit wegen einer politischen Karriere in Bremen beurlaubten Bundespolizisten durchaus ein Thema.

Was ist für mich persönlich die Schlussfolgerung?

Gefühle dürfen nicht Grundlage des (politischen) Handelns sein. Wir sind hier nicht bei den Neanderthalern. Denen hat das auch nicht geholfen …

Wenn jemand ANGST hat, sollte er sich auch immer selbst hinterfragen, ist meine Angst denn rational? Und ich bin mir nicht sicher, dass das hier so gerechtfertigt ist.

Ich zum Beispiel bin Arachnophobikerin. Diese Angst ist heutzutage (im Gegensatz zu vor einigen Jahrmillionen) hier in Europa unbegründet. Wenn ich diese Angst habe, dann sollte ich bei MIR anfangen, wenn ich etwas ändern will. Denn man kann gegen diese unbegründete oder wenig begründbare Angst etwas tun. Aber die Schwelle dazu setze ich erst, wenn mein Leben dadurch beeinträchtigt wird. Und da ich durchaus mit Spinnen lebe (wenn sie nicht zu groß sind, in den Ecken bleiben und brav ihre Aufgabe der Insektenreduzierung ausführen), sehe ich derzeit keinen Grund, diese Angst in mir zu bekämpfen.

Nun, die Bürger in dem Ort, die mit ihrem Bürgermeister gesprochen und ihre Ängste dargelegt haben, sollten sich auch fragen, ist die Angst berechtigt. Ist diese eine Gewalttat gegen einen 35-jährigen mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei der die Verdächtigen gefasst sind, wirklich ein Grund, jetzt zu zittern und sich bei Dunkelheit nicht aus dem Haus zu trauen? ICH sag nein. Ich fahre oft mit Leuten in der Bahn oder im Bus, die vermutlich keine deutsche Staatsangehörigkeit haben. Einige davon sprechen arabisch, einige türkisch, einige sprechen chinesisch, andere sprechen russisch (was viele nicht wissen, nicht alle, die über die Spätaussiedlerparagraphen kommen, kommen hier an und werden Deutsche). Ich habe mich in der Bahn schon mindestens dreimal mit Leuten gestritten. Alle drei waren Deutsche. ALLE DREI. Sprachen deutsch, beschimpften mich auf deutsch, „sahen aus wie Deutsche“ … ähem … man kann einer Person ihre Staatsangehörigkeit nicht von außen ansehen … bei keiner Person war ein Akzent oder ein Dialekt zu hören.

Wisst Ihr vor was ich Angst habe (also, außer vor Spinnen?)

Davor, dass wir wieder wie Neanderthaler werden. Dass unsere Gefühle unser Handeln bestimmen. In der Liebe sollen sie das meinetwegen. Aber bitte nicht in der Politik. Benutzt bitte Euren Verstand und hinterfragt, was Euch als Schlagzeile ATTACKIERT … Denn die Zeitung mit den großen Buchstaben, DIE lebt davon, dass die Leute Angst haben, dass Unfrieden im Land herrscht, dass ein Teil der Bevölkerung gegen einen anderen aufgebracht wird. Die reiben sich die Hände bei jeder Aussage, dass wir „Angst“ haben. Dann waren sie erfolgreich und können uns weiter ihr Gift füttern.

 

 

 

 

Dixies

Also, nicht die Musik – Dixiklos gibt es nämlich auch in Hannover. Und zwar immer da, wo Leute arbeiten aber keine „normale“ Toilette benutzen können.

Hat eigentlich schon mal jemand daran gedacht, was so ein Üstra-Fahrer macht, der an seinem 8-Stunden (ca.) Tag die Linie mindestens einmal wechselt (damit er/sie nicht einschläft vor Langeweile) – oder besser, WO?

Ich steige ja in meinen Bus nach Hause am Endpunkt Nur an Üstra-Endpunkten sind auch Toilettenpausen vorgesehen. Logisch – sonst sind Fahrgäste im Bus (im Normalfall) – und die kann der Mensch hinterm Steuer kaum immer rauswerfen, nur weil die Blase drängt. Also geht der Üstramitarbeiter auf eine Toilette am Endpunkt. Normalerweise ein richtiges Klo. Aber – was, wenn dieser Endpunkt gerade abgehängt ist, weil eine Baustelle die Zufahrt dorthin verhindert? Dann gibt es einen anderen Endpunkt. ABER nicht ein anderes normales Klo. Sondern eben ein Dixi.

So wie gerade für die armen Leute, die auf der 121er Linie unterwegs sind. Ca. eine Stunde durch die Stadt ohne Möglichkeit, mal auszutreten. Und dann finden sie am derzeitigen Endpunkt Fenskestraße ein Dixi vor. Nicht irgendein Dixi – ein Dixi ohne Schloss. D.h. – jeder kann sich dort erleichtern – und nicht jeder ist dabei reinlich. Die Fahrer können WEDER hinter sich abschließen, NOCH sicherstellen, dass nur die Kollegen der Üstra dieses Dixi benutzen. Kein Wunder, dass sich die Kollegen auf der Linie durch zwei Stunden quälen und bei diesen Temperaturen viel zu wenig trinken, nur um eben nur am Altenbekener Damm die Sanitäranlagen zu benutzen.

Dass dieses Dixi kein Schloss besitzt, ist bekannt – aber es wird nix unternommen. Ich schlage vor, die Üstra-Büromenschen, die das für nicht so wichtig halten, oder die Dixi-Aufsteller, falls die Schuld sind, dass nix passiert, gehen mal in der Fenskestraße auf das dort vorhandene Klo.

Ich wette, dann haben die Fahrer ganz schnell eine bessere Möglichkeit.

HALLOOOO – wir haben über 30 Grad in Hannover (und das soll zumindest nächste Woche auch noch so bleiben). Die Mitarbeiter hinterm Steuer sitzen den ganzen Tag hinter einer großen Glasscheibe. DIE MÜSSEN TRINKEN (natürlich hoffe ich auf Wasser und nicht Bier, aber meinetwegen dürfen sie auch Kamillentee trinken, da bin ich „großzügig“). Da kann man nicht einfach eine unzumutbare Toilette hin stellen. Nicht alles wird ausgeschwitzt und die Nieren leiden. Ein Herz für Busfahrer!

Sollte jemand im Üstra-Betriebsrat dies lesen – das hab ich von einer Kollegin, die auf der 121er Linie fuhr. Sollte jemand vom Üstra-Gesundheitsmanagement das lesen – Handlungsbedarf!

 

Schon vorbei, aber nicht vergessen – Kleines Fest

Auch dieses Jahr hab ich mich wieder (gegen 15 Uhr) in die Schlange vor dem Großen Garten eingereiht. Seit sie 300 Tickets am Abend ausgeben, braucht man auch nicht mehr panisch nachzuzählen, wieviel Leute vor einem anstehen.

Dass im Blumenkiosk an der Ecke des Großen Gartens (an dem es auch Ansichtskarten gibt) das Programm bereits zu haben war, hat geholfen, schneller zu einem Meinungsbild zu kommen, so dass wir genüsslicher picknicken konnten. Außer dem einen, der aus dem Meinungsbild einen Abend basteln musste. Danke nochmal dafür!

Wir hatten auf der Liste (nicht in der Original-Reihenfolge) Akrobatik (drei junge Leute an einem hohen Gestell), Zauberei (dabei durfte jemand von uns assistieren), noch mehr Akrobatik (zwei junge Leute mit einem Brett und einer Rolle), die ich von oben betrachtenn konnte, griechische Marionetten, noch mehr Zauberei (leider saßen wir so am Rand, dass wir ein paar Tricks durch den Wind „aufgedeckt“ bekamen) – aber die Lache des Kameruner Zauberers war eine, wenn die mal Junge wirft, will ich eines davon … Chansons gab es noch mit Alix Dudel. Und den letzten Akrobatikakt im Theater konnten wir nicht sehen – denn das Theater war überlaufen. Kein Wunder, so kurz vor dem Feuerwerk ist es gut gelegen und normalerweise sind immer Plätze frei. Dieses Mal – Fehlanzeige. Da waren noch mehr so schlau – und kamen von weniger weit her.

Das war für mich dann das Zeichen zum Aufbruch – ich musste dringend die Toilette aufsuchen, fand aber nicht gleich die Wagen (in der Nähe des Theaters waren eigentlich welche vorgesehen) und das Feuerwerk – es ist schön, aber ich hab es nun schon etliche Male gesehen und so lange davor noch zu warten, dann irgendwo schlechte Stehplätze zu haben … also da fuhr ich nach Hause. So kam ich noch in den Genuss des vorletzten Busses nach Hause 😉

Der Preis dieses Jahr 32 Euro. Ein ordentlicher Happen mittlerweile, aber es ist einfach jedes Jahr wieder schön. Sicher werde ich irgendwann eine Schmerzgrenze erreichen. So vielleicht bei 40 – oder 50 Euro … Da es auch immer anstrengender wird, werde ich diese Grenze vermutlich dankbar als „Jetzt ist aber auch gut“ hinnehmen. Vielleicht aber auch nicht und vielleicht werde ich auch noch dabei sein, wenn der Eintritt das doppelte kostet … Hoffentlich ist das noch eine Weile.

Die Atmosphäre im Garten ist und bleibt zauberhaft schön. Die einzelnen kleinen Bühnen, die langsam länger werdenden Schatten, überall hört man Menschen, man sieht aber immer nur wenige (deswegen gibt es eine Ticketbegrenzung auf 3.800), dieser traumhaft schöne Garten mit seinen verschiedenen Abteilungen – und die Leute alle in gelöster Stimmung. Dazu Sommer in Hannover (aber glücklicherweise noch vor der 30 Grad-Grenze).

Meine Kollegin, die dieses Mal das erste Mal dabei war, sagte jedenfalls zu mir: „Jetzt weiß ich, warum du jedes Jahr wieder hin willst!“ Und als wir uns im Büro wieder sahen, kam eine Bemerkung, die ich so als Schlusswort stehen lassen möchte: „Gerne nächstes Jahr wieder!“