Völlig vergessen, welche Nummer es denn nun ist:
Habe mal wieder ein richtiges und nicht eines auf der Kindle App gelesen, Nalas Welt. War Mittwoch Morgen Lotto spielen (u.a.) und im Lottobereich des Supermarkts gibt es auch Bücher. Nalas Welt hätte ich mir normalerweise nicht gekauft. Aber …
Der Typ mit Nala, der Katze, ist ein Schotte, der mit seinem Fahrrad um die Welt will. Und dabei Nala, das Kätzchen aufgelesen hat. Irgendwo an einer gottverlassenen Straße. Und ich bin den zweien begegnet – nur auf Youtube, nicht im echten Leben. Die kurzen Videos sind sehr nett. Und so hab ich mir das Buch geholt.
Gestern nun war ich dienstunfähig daheim. Und weil ein leichtes Buch auf Deutsch nicht so viel Konzentration erfordert wie Urkunden in kyrillischer oder Georgischer Schrift (schon mal Georgische Schrift gesehen? Sehr hübsch, sehr rund – und nicht im Entferntesten an lateinische Schrift erinnernd) oder Eintragungen in eine Datenbank, griff ich zu „Nalas Welt“. Der junge Mann war nun gut beraten worden, er hatte nicht selber geschrieben! Er hat seine Erlebnisse von einem Autoren in eine gut lesbare Form bringen lassen. (Was leider zu einigen Inkongruenzen führte, für die, die seine Videoreihe kennen, so fehlte der Trip mit Nala nach Hause, das Buch endet mit dem Lockdown in Ungarn, aber Nala und Dean waren beide daheim, als das Buch auf Englisch heraus kam und er es im Video präsentieren konnte – das kommt nicht zueinander. Ich nehme es als künstlerische Freiheit. Geschichte macht sich besser, wenn man sie etwas zurecht rückt …)
Der Vorteil des Autors ist – man kann auf diese Weise die Erlebnisse gut lesen. Wer jemals Erfahrungsberichte von Leuten gelesen hat, die eben nicht schon öfter geschrieben haben, die nicht diverse Erfahrungen im Schreiben gesammelt haben und die mit den Erfahrungen aus Schulaufsätzen daran gehen, weiß zu schätzen, dass man hier einen Profi schreiben ließ. Ich mag es, wenn Leute ihre Grenzen kennen. So wie ich wohl einen Kuchen für Kollegen, Freunde und Familie backen kann, aber nicht einen, den man beim Bäcker in die Auslage stellen würde, oder wie ich wohl noch die Batterie in meinem Auto ausbauen und wechseln konnte, aber nicht einen Scheibenwischermotor wechseln könnte – so hat eben auch Dean Nicholson erkannt, dass er für ein verkaufbares Produkt auf einen Profi zurück greifen musste. Und er hat das auch öffentlich gemacht, in den Danksagungen hat er ihn erwähnt.
Die Geschichte selber ist eine Reise voller Hindernisse, auch eine Art (spätes) Erwachsenwerden, eine Dokumentation über die Freundlichkeit von völlig fremden Leuten – und ein Zeugnis darüber, dass ganz viele Menschen Katzen einfach lieben.
Fotoseiten sind auch im Taschenbuch vorhanden, und so empfehle ich es gern weiter für alle Katzenliebhaber, alle Leute, die gerne mit dem Fahrrad reisen, alle Leute, die gerne über unkonventionelle Reisen lesen – und wenn Ihr schon dabei seid, scheut Euch die zwei doch auch auf Youtube an.
Dean Nicholson hat die Einkünfte aus dem Verkauf seiner Nala-Kalender gespendet – ob die Einkünfte aus dem Buch auch an gute Zwecke gehen, weiß ich nicht. Schließlich kostet so eine Reise Geld, Tierarztkosten (Nala braucht für jeden Grenzübertritt ein Gesundheitszeugnis), gelegentliche Unterkünfte, Lebenshaltungskosten (und Dean ist kein Luxusmensch, der zeltet auch mal mitten im Wald und isst gerne Nudeln mit Pesto oder anderes, schnell auf einem Campingkocher zubereitetes, aber manchmal braucht auch er ein richtiges Bett und Nala braucht Katzenfutter).
Knapp unter 300 Seiten Reisebericht, Katzengeschichte, Coming of age story – und das für 12 Euro im Taschenbuch. Nalas Welt – oder Nala’s World, für den, der es im englischen Original lesen möchte.