Mal so als kleines Intermezzo, hatte ich mir spontan von amazon ein E-book herunter geladen. Eine Kurzgeschichtensammlung von mir unbekannten Autoren, Fantasy-Satire:
Die Hilfskräfte – die wahren Herren des Dungeon
Wie bei jeder Kurzgeschichtensammlung so gab es auch hier Geschichten, die mir besser gefielen, wo ich gern mehr vom Autor/der Autorin gelesen hätte – und Geschichten, die waren eher … naja. Es ließ halt gern der Toilettenhumor durchscheinen.
Worum geht es in allen Geschichten?
So ein Fantasy-Dungeon, in der normalen, epischen Fantasy-Geschichte ein von Monstern, Schätzen und Fallen wimmelndes Labyrinth, dessen Erbauer längst tot und vergessen sind, würde, wenn man logische Regeln ansetzt, mit nicht mehr funktionsfähigen Fallen (jedenfalls würde nur noch ein kleiner Teil auslösen), mit nur kleinen Monstern (Drachen oder Hydras passen einfach nicht durch die Eingangstür oder Durchgänge) und mit unzähligen Abenteurerskeletten ausgestattet sein. Und so ein wenig Logik kann man ja durchaus auch im Fantasytext erwarten.
Daher haben sich die Anthologie-Zusammensteller wohl gedacht, dass sie eine Anthologie verfassen, die sich darum dreht, wieso die Monster dort sind, wer dafür sorgt, dass nicht alles in Trollmist erstickt, warum die Fallen funktionieren wie geschmiert und wie es sich erklärt (ein häufiger filmischer Logikfehler), dass unzählige Fackeln an den Wänden brennen.
Aber auch der Sinn der Dungeons wurde hinterfragt. Warum stellt jemand ein Riesenlabyrinth in die ansonsten leere Landschaft, lässt darin etliche Fallen installieren, macht sich die Mühe, Armeen von Untoten zu rekrutieren.
Dieser Sinn ist – TADAAA – die Bespaßung der Heldengruppen. Daher sitzt an den Eingängen einiger dieser Dungeons auch ein Wächter, der Geld für den Zutritt kassiert. Diese riesige Entertainment-Industrie hat natürlich ihre eigenen Standards und Kontrolleure. Kotrolleure auch, aber das war der oben schon beklagte Toilettenhumor – und ein Schreibfehler.
So treffen wir in den schwächeren Geschichten auf IDO (Internationale Dungeon Ordnung)-Kontrolleure, auf IDO-Regeln, auf Labyrinth-Manager, oder auf einen Exkrementinator.
In den besseren Geschichten wird ein NPC in einem Dungeon im Stich gelassen, gibt es eine Zeitreisende mit Kunden und trifft ein Fallen-Wiederhersteller auf ein Opfer.
Das war teilweise sehr amüsant zu lesen, mit netten Seitenhieben auf Spielercharaktere und Dungeon-Master (es ist also kein Buch für Leute, die mit Rollenspiel nichts am Hut haben), große Fantasy-Satire war es nicht. Wenn ich es an Terry Pratchett messe – der bei mir eigentlich durchgehend 5 Kokosnüsse verdient – bis auf vielleicht die allerersten und den letzten Roman – dann kann ich hier inhaltlich nur zwei bis drei Kokosnüsse vergeben. Und ich weiß jetzt, warum ich von diesen Fantasy-Autoren bisher noch nichts gelesen habe – und warum das vermutlich auch so bleiben wird, jedenfalls bei den allermeisten.
Aber auch dafür sind Kurzgeschichtenanthologien ja immer gut – um mich mit mir fremden Autoren bekannt zu machen und mir zu zeigen, ob ich diesen Autor lesen möchte.
Die Hilfskräfte – die wahren Herren des Dungeons
Diverse Autoren
Erscheinungsjahr: 2018
E-book-Ausgabe, Seitenzahl der Print-Ausgabe: 300
Die E-book-Ausgabe war mit unter 5 Euro auch sehr erschwinglich! Von daher, drei Kokosnüsse insgesamt.