Wenn Syrien Naher Osten ist, was ist dann Polen?
Warum was Syrisches? Darf man political correct überhaupt noch zum Syrer gehen? Und dann auch noch darüber öffentlich schreiben?
Ich sage: Ja. Denn – dieser Restaurantbetreiber lebt in Deutschland, zahlt hier Steuern, kauft hier ein … was hat der mit dem Land aus den Schlagzeilen und dessen Regierung zu tun? Er wird wohl kaum Waffen nach Damaskus liefern.
Ich habe jedenfalls heute vor, das syrische Restaurant auszuprobieren. Nicht als KRITIKER – das überlasse ich Leuten, die wissen, wie ein syrisches Gericht zu schmecken hat! Ich will nur was Neues ausprobieren und Euch dann meine Eindrücke mitteilen. Daher werde ich auch keine Restaurantnamen nennen. Werbung soll das hier ja auch nicht sein. Allerdings – Hannover ist die „Kleinstadt unter den Großstädten“, wie alle anderen, größeren Städte meinen. Die Anzahl der syrischen Restauarants in dieser Stadt ist „streng limitiert“ 😉
Bis nachher dann!
13:54 Uhr
Zurück aus Syrien. Also, es war dort viel ruhiger als hier, mit der Baustelle in der Straße zum Supermarkt …
Das syrische Restaurant liegt 6 Haltestellen von mir entfernt (und 5 Minuten zu Fuß, aber es war trocken und sonnig, ich war fast versucht, draußen zu sitzen). Was ich von der Homepage nicht wusste: Man hat dort Mittagstisch. Dadurch kam mich dieses Menü nur 9 Euro, plus das Joghurtgetränk Ayran – aber dazu später mehr.
Bereits von außen zurückhaltend orientalisch gestaltet (Fensterverzierung, nicht farbig), war es innen mit seinen hohen Räumen eine Oase der Ruhe. An einem heißen Tag muss es dort auch angenehm kühl sein, jetzt war es erträglich kühl 😉 Der junge Kellner war SEHR freundlich. Ich habe als Einzelperson an einem Zweiertisch gesessen, mit dem Rücken zu einer mit Ornamenten verzierten Wand. Gegenüber war die Deko neben den Fenstern zurückhaltender. Große Kupferteller , darunter eine quadratische Leuchte (indirektes Licht), umlegt mit einer dicken Kordel mit Fransen unten. Dekoputz, aber meist weiß. Boden dunkler Marmor. Wirkte sehr edel. Die Bedienungen trugen Moet-Schürzen. Wenn ich nicht vorher die Karte im Internet gesehen hätte, hätte ich gezweifelt, ob ich in so einem edlen Restaurant richtig bin. Natürlich weiße Tischdecken, natürlich kunstvoll gefaltete Stoffservietten, silberfarbene, mit Ornamenten verzierte Kerzenleuchter, kleine Vasen auf den Tischen, mit ein paar Wildkräutern und einer kleinen Kulturblume (die mit dem weißen Stengel aus der roten Blüte – ich vergess den Namen immer). Sehr schlichtes Besteck. Die Tische und Stühle allein wollten nicht ganz passen – die roten Sitzkissen und Lehnen waren ja noch i.O., aber dieses mittelbraun lackierte Holz wirkte nicht richtig – dunkles Holz hätte es sein müssen.
An den hohen Decken hingen, mehr zum Schmuck als zur Beleuchtung, große bunte Glasleuchten – blau, grün oder türkis, mit Flaschenböden als lichtdurchlässige Stellen (grüne und blaue Flaschenböden). Von außen dekoriert mit Sternen oder Punkten. Sehr beeindruckend bei hohen Decken, nur nicht sehr lichtintensiv. Fielen als Farbtupfer deutlich auf. Ansonsten alles hell, weiß, beige, hellblau. Säulen gab es die die einzelnen Abteilungen ein wenig voneinander trennten. Eine ‚untere‘ Etage – man ging eine Treppe hoch zum Restauranteingang außen.
Publikum: zwei ältere Ehepaare, Deutsche, zwei Freundinnen, auch Deutsche, ein Pärchen, er arabischer Herkunft, sie Deutsche – und die kleine, dicke Brillenträgerin dazwischen.
Soviel zum Ambiente.
Das Essen, ein Dreigangmenü für nur 9 Euro:
ein kleiner Teller mit drei verschiedenen Vorspeisen
Hommus (mein Favorit unter den dreien)
Mus aus Kichererbsen, Sesamcreme und Zitronensaft
Muhammara
Kräftiges Mus von Walnüssen, Paprika, Zwieback, hausgemachtem
Granatapfelelixier und Olivenöl
und
Tabuleh
Salat von fein gehackter Petersilie, Bulgur, Tomaten, Zwiebeln
und Minze, gereicht mit Olivenöl und Zitronensaft (mir wegen des Magens eine Spur zu sauer, aber mit dem Joghurtgetränk ok)
Menge: ca. 2 – 3 EL von jedem, dazu gab es sehr dünne Brotfladen. Lecker
Hauptspeise:
Schisch-Tawouk
Hähnchenbrustfilet nach syrischer Art mit feinen Gewürzen
mariniert, gegrillt, an Safran-Tomaten-Sauce, gereicht
mit Aioli nach syrischer Art – Das hätte ich auch genommen, wenn es nicht auf der Mittagskarte gestanden hätte. Aioli lecker, nicht so knoblauchlastig wie eine französische, nur ein kleiner Klecks zu zwei Filets. Die Safran-Tomaten-Sauce – eine syrische Version von Sauce Choron? – Aber auch lecker. Wenig Sauce, aber mir hat es gereicht. Leichte Abzüge in meiner persönlichen B-Note, weil beim Grillen die Spitzen des Filets ein wenig sehr dunkel geworden sind. Neue Grillkohle sollte es wohl werden 😉 Aber nur die äußersten Spitzen betroffen.
Syrische Süßigkeiten
Auswahl von vier feinen, gebackenen syrischen Süßigkeiten – Blätterteig-lastig, süß, ein bißchen nussig.
Alles in allem war dieses Restaurant für mich edel, das Essen lecker, der Preis erstaunlich niedrig (habe 11,50 € auf der Rechnung gehabt) und es war nicht völlig überlaufen.
Nur zum Vergleich: Dasselbe Gericht (nur Hauptspeise) hätte allein schon 15,50 € auf der Karte kosten sollen. Die Vorspeisen allein je 6, der Dessertteller 4,60. Vermutlich wären es einzeln größere Portionen pro Vorspeise gewesen, aber das war völlig ausreichend. Und hat mir einen besseren Einblick gewährt.
Wenn ich von EINEM Essen im syrischen Restaurant auf die syrische Küche schließen soll – weniger Anklänge ans Arabische, als ich dachte, man merkt, dass die Türkei ein Nachbarland ist. Und das ist nichts Negatives! Liegt an den Zutaten (Sesam, viel glatte Petersilie). Für’s Arabische fehlte mir dann Zimt, Kardamom etc. Nur zur Einordnung. Nicht zur Wertung! Ich war sehr zufrieden mit dem Essen. Normale Leute würden einen Kaffee zu den Süßigkeiten nehmen, ich habe als Nicht-Kaffeetrinker darauf verzichtet. Aber es gab natürlich auch Mokka, wenn man ihn wünschte. (Ich nehme an, dass der extra kostete, aber bei DEM Preis fürs Mittagsmenü wäre das verständlich.)
Kokosnüsse für Abenteuerrang:
3/5, keine mir fremden Geschmacksnoten, keine mir wirklich fremden Zutaten, aber ungewöhnliche Zusammenstellung (beim Salat und bei den Vorspeisen) – musste nicht wirklich mutig sein.