Punkt, Punkt, Punkt 2017 – (3) – Energie

Wenn ich Euch damit nerve, müsst Ihr’s sagen, aber ich habe mal wieder eine Hannöversche Location für Euch:

Wir haben hier in Hannover (damit sind wir nicht mal einzigartig) ein Museum für Energiegeschichte. Ein kleines Haus, von einer großen Energie-Firma betrieben, daher auch, anders als andere Museen, nur Di bis Fr von 9 bis 16 Uhr geöffnet – und nicht etwa am Wochenende, wo Leute schon mal ins Museum gehen.

Dieses kleine, aber feine Museum nimmt regelmäßig an der Langen Nacht der Museen teil, obwohl diese immer in einer Samstag-Nacht stattfindet (dickes Lob, weil das extra Geld kostet und kaum etwas einbringt – schließlich zahlt man einmal Eintritt und kann dann jedes der teilnehmenden Museen besuchen und ich sagte ja schon, ist eine Energiefirma, die das Museum betreibt).

Dort habe ich dann auch erfahren, dass Staubsauger früher mal in großen Wagen vor das Haus kamen, dort wurde dann mit langen Schläuchen der Staub aufgesaugt.

Dazu Wikipedia:

„Melville Bissell erhielt am 19. September 1876 ein US-Patent auf den ersten funktionierenden Staubsauger für Teppiche („Carpet Sweeper“). Viele Quellen berichten übereinstimmend, dass Anna und Melville Bissell angeblich über ein Gerät verfügten, das auf einem Pferdewagen montiert war. Von dort wurde dann per Schlauch das Haus gereinigt. Die Luftpumpe dieser Sauger wurde noch von Hand betrieben.“

Auch weitere kuriose Haushaltsgeräte sind dort ausgestellt. Am besten mit einer Führung zu genießen.

Kennt Ihr noch die alten Röhrenradios, die mit dem grünen „Auge“, und den exotischen Ortsnamen (wie Helsinki) auf der Vorderseite? In der Küche meiner Eltern stand so ein Gigant und unser Kater hielt dort immer ein Schläfchen drauf. Wir haben dieses Radio nicht ausgeschaltet, sondern einfach nur den Lautstärkeregler runter gefahren, weil wir nicht die lange Aufwärmphase abwarten wollten. Auch solche Schätzchen sind dort zu bewundern. Ich hatte übrigens später noch lange eines in meinem (Kinder-)Zimmer stehen.

Aber das ist noch nicht alles, was wir in Hannover zum Thema Energie zu bieten haben. Auch im Museum für Technikgeschichte präsentiert wird zur Zeit (noch bis nächstes Jahr!) Werner von Siemens, der im Königreich Hannover geboren wurde. Und bei Hannover, in Laatzen, gibt es immer noch eine Niederlassung der Siemens AG, die mal aus einer Firma hervorging, die Werner von Siemens in Berlin mit einem Compagnon gegründet hat. Sein „von“ erhielt Werner von Siemens übrigens erst 1888. Ein sozial denkender Mensch war er auch noch:

Wikipedia dazu:

„Siemens machte sich schon früh Gedanken um das Schicksal seiner Mitarbeiter. Die normale Entlohnung erschien ihm nicht ausreichend: „Mir würde das Geld wie glühendes Eisen in der Hand brennen, wenn ich den treuen Gehilfen nicht den erwarteten Anteil gäbe“. Neben altruistischen Motiven veranlassten ihn auch firmentaktische Beweggründe zu einem solchen Vorgehen, wie er in einem Brief an seinen Bruder Carl schrieb: „Es wäre auch nicht klug von uns, sie leer ausgehen zu lassen im Augenblicke großer neuer Unternehmungen.“

Leitende Mitarbeiter hatten schon seit Mitte der 1850er-Jahre Verträge, die ihnen erfolgsabhängige Tantiemen zusicherten, rangniedrigere Mitarbeiter bekamen – nicht vertraglich festgelegte – Prämien. Ab Mitte der 1860er-Jahre zahlte Siemens & Halske eine so genannte Inventurprämie an alle Arbeiter und Angestellten, eine frühe Form des Leistungsanreizes und ein Vorläufer der heutigen Erfolgsbeteiligung. Dies alles waren Maßnahmen, um qualifizierte Mitarbeiter an Siemens & Halske zu binden und einen festen Arbeiterstamm zu bilden.

1872 gründete Siemens die Pensions-, Witwen- und Waisenkasse, an der sich auch Halske, der dem Unternehmen schon nicht mehr angehörte, beteiligte. Eine weitere sozialpolitische Maßnahme war die 1873 erfolgte Einführung einer täglichen Arbeitszeit von neun Stunden, was bei der damaligen Sechstagewoche einer Wochenarbeitszeit von 54 Stunden entsprach. Üblich waren zu der Zeit noch 72 Wochenstunden.“

Diese soziale Ader teilte er mit dem später lebenden Robert Bosch:

„Von Anfang an war Bosch die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter ein besonderes Anliegen. Im Bewusstsein der sozialen Verantwortung des Unternehmers führte er bereits 1906 als einer der ersten in Deutschland die achtstündige Arbeitszeit ein. Dies brachte ihm den Beinamen „Der rote Bosch“ ein. Weitere vorbildliche soziale Leistungen für die Mitarbeiter folgten, z. B. eine stets gerechte Bezahlung. 1940 übergab er ein von ihm gestiftetes Krankenhaus in Stuttgart seiner Bestimmung. Der 1969 entstandene Neubau trägt noch heute den Namen Robert-Bosch-Krankenhaus.“

Wenn ich Euch nun noch sage, dass ich in einem Haus lebe, das 2001 der Bosch-Hilfe gehörte und mal nur Bosch-Mitarbeiter hier wohnten, zu günstigen Konditionen, weil die Bosch-Hilfe wohl aus der Zeit von 1920 stammt:

„Robert Bosch ruft nach 1920 zahlreiche Wohlfahrtseinrichtungen für Bosch-Beschäftigte und ihre Familien ins Leben. “ (Quelle: Robert Bosch Stiftung)

und dass auch in Hannover mal eine Bosch-Niederlassung existierte, dass in Hannover außerdem Conti-Elektrotechnik seinen Sitz hat (ja, die stellen nicht nur Reifen her), dann wird das ach so graue, langweilige, provinzielle Hannover wieder ein winziges bisschen interessanter.

Wir haben übrigens auch mit der Industrie-Messe und der CeBit zwei Messen, auf denen Elektrotechnik eine große Rolle spielt … aber das nur am Rande – am Stadtrand von Hannover …

39 Antworten zu “Punkt, Punkt, Punkt 2017 – (3) – Energie

  1. das war interessant, danke fuer die tour, sogar gratis YAY! wir hatten so eine musiktruhe mit radio, die stand ewig im esszimmer meiner grosseltern. das fernsehteil war kaputt, deshalb wurden da glasregale eingezopen und kleine staubfaenger da drin geparkt… das war eine klangerlebnis wenn das zeugs im takt zu opis blasmusik am sonntag nachmittag scherbelte und virbrierte LOL

  2. Ein interessanter Bericht und gar nicht langweilig. Die Röhrenradios kenne ich auch noch. Ich hatte im Kinderzimmer auch so eins stehen, bis irgendwann die neue Technik Einzug hielt.
    Ja, damals hatten die Unternehmen noch soziale Verantwortung. Heute habe ich das Gefühl, das der Mensch nicht mehr zählt.
    Einen schönen Sonntag

  3. Liebe Frau Hunne,
    ich mag solche speziellen Museen und lasse mir keines entgehen, wenn ich eines entdecke. Es ist so interessant in die Anfänge und in die Vergangenheit zu spazieren.
    Angenehmen Sonntag
    moni

    • Ich werde sicherlich im Laufe dieses Jahres auch noch übers Feuerwehrmuseum berichten – das will ich nämlich noch besuchen.

      • Oh ja, liebe Frau Hunne! Ich habe schon ein Feuerwehrmuseum besucht und war begeistert!

      • Ich weiß noch nicht, was mich erwartet, aber wenn es mich auch begeistert, werde ich den Leuten vom Feuerwehrmuseum mal einen Tipp geben, wie man für sich ein bisken mehr Werbung macht – die liegen nämlich nicht gerade zentral und das Einzige, womit sie während der Langen Nacht der Museen in der Broschüre werben, ist eine Sammlung von Helmen. DAS reizt meine Freunde immer nicht, mitzukommen!

  4. Hallo Frau Hunne,

    ziemlich energiereiche Umgebung in der du in einem Haus der Bosch-Hilfe wohnst. Das kleine Museum finde ich eine tolle Sache und klar kenne ich auch noch diese Monster-Röhrenradios ;-). Im Omas Wohnzimmer zu Anfangszeiten an die ich mich zurück erinnern kann auf einem Ehrenplatz. Einfach nur die Lautstärke herunterdrehen, gute Idee, wenn man längere Wartezeiten vermeiden mochte ;-).

    Liebe Grüße
    Sandra

  5. Sehr interessant ! Siemens ist ja noch heute ein verhältnismäßig mitarbeiterfreundliches Unternehmen.
    Nachdem ich Hannover nicht kenne, habe ich jetzt ein ganz potitives Bild. Gute Arbeit machst du da in der Städtewerbung 🙂

  6. Guten Morgen, Frau Hunne,

    ich fand deinen Artikel gar nicht nervig, im Gegenteil: Er brachte mir Hannover wieder ein kleines Stücklein näher. Manchmal denke ich fast, ich sei schon je mal dort gewesen. 🙂

    Diese Radios kenne ich auch noch. Wenn ich diese Mega-Dinger mit den Mini-Dingern vergleiche, aus denen heute Musik kommt, dann kann ich mir gar nicht vorstellen, dass dazwischen nicht Jahrhunderte sind.

    Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche
    Barbara

    • Es begrenzt meine Auswahl der doch glücklicherweise recht allgemeinen Themen, wenn ich versuche, einen hannöverschen Anknüpfungspunkt zu finden. Und dann fällt mir das Schreiben einfach leichter. Aber es kann sein, dass der eine oder andere Punkt, Punkt, Punkt-Teilnehmer inzwischen genug von Hannover gehört hat.

  7. A aus H an der L

    Wenn ich mich recht erinnere, wurde die Wasserkunst auch deswegen abgerissen, da sie die Sichtachse Landtag – Irgendwas behinderte (Ich habe den Wikipedia-Artikel noch nicht gelesen). Und stimmt schon, ohne die Wasserkunst kann man vom Landtag zum Rathaus gucken, bzw. zu diesem Palais mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.
    Aber schade ist es schon.

    (Psst, mach nicht soviel Werbung für Hannover; langweilig und provinziell heißt v.a. Touri-los, und das ist sehr viel angenehmer!)

    • Ich sag den Leuten ja immer, dass mein Blogeintrag die Ausnahme im grauen, staubigen, provinziellen Hannover sei – aber sie glauben mir nicht mehr. Liegt wohl auch am „Merian“ – die haben über Hannover geschrieben, dass Hannover die am meisten unterschätzte Stadt in Deutschland sei.

  8. Was Hannover alles hat! Hätte ich wirklich nicht vermutet.
    LG Sabienes

  9. In Hannover war ich bisher genau einmal: Erst haben wir den Zoo, dann den Cirque du soleil besucht. Insofern lese ich ganz interessiert. Da ich inzwischen weit entfernt genug wohne, bleibe ich dir höchstwahrscheinlich als Touri erspart 😉

    • ICH habe kein Problem mit den Touris … das ist nur eine Freundin von mir, die zwar die Infrastruktur einer Touri-Stadt genießen möchte, aber doch bitte nicht die Touris dazu …

  10. Das war ja Energie, wie sie im Buche steht. Ich lese gerne deine Hannovertexte. Man bekommt viel Information über deine Stadt , ohne hinfahren zu „müssen“.
    LG Iris

  11. Hey Fran Hunne,

    schöner Artikel. So ein Radio kenn ich auch noch. Ich bin aber schon die ganze Zeit am Überlegen, warum ich das kenne und wo ich damit damals „gespielt“ hatte.

    Lg Mel

    • Vielleicht in einem Schuppen oder in der Gartenlaube? Ins Wohnzimmer hat das ja keiner mehr gestellt, aber wenn man so ein Ding noch hatte, dann wurde es oft in selten benutzten Räumen hingestellt, wo sich ein teures, modernes Radio nicht lohnte.

      • Ich glaube, das war bei meinem Opa in einem der Zimmer. Aber es könnte auch bei jemand anderen gewesen sein. Definitiv nicht im Schuppen, eher in einem Zimmer, das nicht so benutzt wurde.

      • Kaum zu glauben, dass Leute, die heute schon volljährig sind, sowas nur noch aus dem Museum kennen .. mein Gott, ich bin alt geworden!

      • Versuch mal den Jugendlichen eine Kassette oder Video zu geben. Die können damit so gar nichts mehr mit anfangen. Da komm ich mir dann auch alt vor.

      • Und ich mir steinalt – eine KompaktKassette gab es schon bevor es mich gab, aber Videos, das fing gerade erst dann an, als ich jung war! Der erste Rekorder mit dem VHS-Aufzeichnungsformat war der HR-3300 von JVC, der Herbst 1977 vorgestellt wurde. Und noch auf dem Gymnasium wurden uns von unseren Lehrern damit Aufzeichnungen vorgeführt.

      • Ja, das war auch meine Kindheit, auch wenn meine Schulzeit knapp 10 Jahre später anfing. Bei uns gab es auch noch ganz viele VHS Aufzeichnungen.

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